Haltepunkt Krumhermsdorf, 412,97 m ü. NN (km 42,334 BS)
eröffnet für Personen- und Güterverkehr am 01.07.1877 als Haltestelle Krumhermsdorf
ab 01.05.1905 Bahnhof Krumhermsdorf
ab 01.09.1933 Herabstufung zur Haltestelle
ab 1967 Haltepunkt
Namen: ab 15.05.1939 Krumhermsdorf (Sächs Schweiz), ab 17.05.1953 Krumhermsdorf
Gleisplan der Haltestelle Krumhermsdorf von 1902
Hier befindet sich die Strecke an ihrem höchsten Punkt. Wir sind jetzt auf der gleichen Höhe wie der Gipfel des Liliensteins im Elbtal.
Desweiteren ist hier gleichsam der höchste Punkt im Normalspurnetz der regelspurigen Bahn in Deutschland rechts der Elbe.
Krumhermsdorf wurde einst als Bahnhof erbaut und bestand als solcher bis zum Jahre 1931. Bis dahin waren umfangreiche Gleisanlagen vorhanden. So gab es zwei Bahnsteiggleise, am Empfangsgebäude (Hauptleis I in Richtung Sebnitz) und das damals daneben liegende Gleis (Hauptgleis II in Richtung Neustadt). Daneben gab es ein Abstellgleis 4 neben dem HGl. I in westlicher Richtung (Ri. Ort) und das Ladegleis 5 mit Güterboden, Ladestraße und Seitenrampe. Hier gab es auch eine Gleiswaage und ein Lademaß.
Weiterhin existierten besondere Anlagen für den Maschinendienst. So führte das Lokzufahrgleis 3 östlich neben dem HGl. II (Richtung Unger) zu einer eine Drehscheibe von 11,6 m Durchmesser (km 42,41 BS). Hier gab es auch eine Arbeitsgrube und einen Wasserkran in km 42,35 BS. Gespeist wurde dieser von der Wasserstation, die unmittelbar bergwärts hinter der Drehscheibe stand. Wasser hierfür gab es an den Hängen oberhalb in mehreren Quellen. Später gab es hier noch in einem Heizhaus eine kleine Werkstatt . Der Grund für diese Anlagen hier wird wohl nie zu Tage kommen. Es wird angenommen, daß der Bahnhof Sebnitz zur Zeit des Baues keine Gelegenheit dafür bot - auch wenn der Platz in Sebnitz aus heutiger Sicht logischer erscheint.
Die Züge verkehrten zu Beginn mit Schlepptenderloks. Diese beförderten die Züge jedoch im Regelfall nie mit Tender voran. Deshalb fuhren in Sebnitz die Loks, welche den Zug von Neustadt über den Ungerberg gebrachthatten allein nach Krumhermsdorf zurück zum Drehen. Nach der Rückfahrt konnte wieder ein Zug von Sebnitz in Richtung Neustadt befördert werden, wo es dann eine Drehscheibe gab. (Hesse, "100 Jahre Eisenbahn ....")
Diese Theorie ist umstritten und heute weder beweisbar, noch widerlegbar.
Es könnte auch eine andere Bewandnis haben - hier eine Theorie von mir:
Die Drehscheibe diente fast ausschließlich dem Drehen der Nahgüterzuglok, die Krumhermsdorf bediente, egal aus welcher Richtung. Ob als Einzelzug oder praktischerweise als Schiebelok an einem Nahgüterzug (Sz-Neu oder Neu-Sz), verbunden mit dem
Absetzen der für Krumhermsdorf bestimmten Wagen am Zugschluß. Der vordere Zugteil fährt weiter bergab zum Zielbahnhof, der hintere Zugteil wird ausrangiert, fertige Wagen gesammelt und mit der nun gedrehten Lok bergab gefahren!
(Letztere Verfahrensweise [natürlich ohne Drehen, weil Diesellok V100] habe ich bei Nahgüterzugdiensten früher auf
verschiedensten Strecken selbst erlebt.)
Die These, daß Schiebelokomotiven schwerer Güterzüge hier für die Rückfahrt gedreht wurden, ist in sofern nicht relevant, als z.B. Kohlezüge aus der Lausitz nach Schandau sicher einfacher über Kamenz, Pirna und das Elbtal herangeführt wurden und andererseits von Schandau Güterzüge wahrscheinlich im Regelfall nur bis Sebnitz verkehrten und Neustadt von Pirna/Kamenz aus angefahren wurde. (meine Theorie)
Daß dem Bahnhof Krumhermsdorf zur Zeit des Bahnbaues eine große Bedeutung beigemessen wurde, zeigt die Anzahl der Gleise für Personen- und Güterverkehr in dieser, doch recht entlegenen Region. So konnte eines der Hauptgleise ständig auch als Zugauflösungs- oder auch Zugbildungs-Gleis genutzt werden, und der sonstige Zugverkehr wurde nicht behindert.
Vor dem Bau der Schmalspurbahn von Kohlmühle nach Hohnstein war der Eisenbahnverbindungspunkt für Krumhermsdorf, Ehrenberg, Hohnstein und mglw. auch Lohsdorf der Bahnhof Krumhermsdorf. (Projektentwürfe für eine Anbindung von Hohnstein an das Eisenbahnnetz schlugen ja auch eine Schmalspurbahnlinie von Krumhermsdorf über Ehrenberg nach Hohnstein vor.)
Das Lokzufahrgleis 3 und die Drehscheibe wurden vermutlich zwischen 1933 und 1937 abgebaut (wie aus dem Meßtischblatt von 1937 ersichtlich ist). Sicher hängt dies mit der Herabstufung zu "Haltestelle" zusammen (Schließung der Dienstposten Fahrdienstleiter und Weichenwärter, fehlende Regulierung des Zugbetriebs durch Hauptsignale).
Die Befehsstelle des Fahrdienstleiters befand sich im Bahnhofsgebäude, zusätzlich gab es je ein Weichenwärterhäuschen an den Einfahrweichen, nämlich aus Richtung Neustadt in km 42,2 BS bei der Weiche 1 und aus Richtung Sebnitz in km 42,58 bei der Weiche 8. Von den Weichenwärtern wurden nach Auftrag ebenfalls die Ein- und Ausfahrsignale bedient. Ausfahrsignale befanden sich in Richtung Sebnitz rechts neben Gl.I in km 42,55 BS und in Richtung Neustadt rechts neben Gl. II in km 42,24 BS.
Das Bahnhofsgebäude war wie üblich Dienst- und Wohngebäude für die Angestellten. Zusätzlich gab es aber noch ein Beamtenwohnhaus etwas oberhalb am Wirtschaftsweg, der über die Brücke führt.
1967 wurde der Güterverkehr nach Krumhermsdorf eingestellt. Die verbliebenen Nebengleise wurden nach 1967 zurückgebaut, übrig blieb ein Bahnsteiggleis am Empfangsgebäude. Krumhermsdorf wurde Haltepunkt.
Verschiedene Einrichtungen sind noch in den 1990er Jahren recht gut erhalten gewesen, wie z.B. die Seitenrampe und der Güterboden. Das Empfangsgebäude ging später in Privatbesitz als Wohngebäude über, auf dem Gelände des Lokzufahrgleises und der Drehscheibe/Wasserstation befinden sich heute Gärten.
Letzte Bearbeitung: 30.06.2019