Haltepunkt Mittelndorf

Lageskizze des Haltepunktes

Haltepunkt Mittelndorf, 179 m ü. NN (km 56,63 BS)


Eröffnet für Personenverkehr am 15.01.1904 als unbesetzter Haltepunkt Mittelndorf
Bezeichnung nach DS 100: DMDF (DR: Mdf, [Mi])

Es ist zu vermuten, dass der Fabrikbesitzer Robert Sputh die Errichtung des Haltepunktes erwirkt hat, damit die Arbeiter der nebenliegenden Sputhmühle eine bessere Verkehrsanbindung zu dieser abgelegenen Fabrik hatten. Ebenfalls werden Teile der Bevölkerung Mittelndorfs, welches südlich auf der Höhe lag, verbunden mit kurzem Fußweg nun verstärkt die Bahn genutzt haben, um ins Elbtal und die großen Städte zur Arbeit zu kommen.
Die Züge hielten hier aufgrund des geringen Reisendenaufkommens aber trotzdem immer nur bei Bedarf!
Früher war das auch nur auf der Talfahrt möglich, denn selbst mit den ab den 1930er Jahren eingesetzten Dampfloks der Baureihe 91 gab es auf Grund der Steigung hier beim Anfahren in Richtung Ulbersdorf immer wieder Schwierigkeiten.
Nach Eröffnung des Waldbades Mittelndorf, welches in einigen Minuten Fußweg von hier erreicht war, wurde der Haltepunkt in der Saison gern auch von Badegäste genutzt. Nach 1989 verfiel das Waldbad und nur noch selten noch hielt hier der Zug, fast ausschließlich für Wanderer.
Am 29.03.2015 wird der Haltepunkt Mittelndorf geschlossen. Künftig halten hier keine Züge mehr.

Zweiggleis Robert Sputh:
200m oberhalb des Haltepunktes befand seit ihrer Errichtung im Jahre 1882 die von Robert Sputh (1843-1913) gegründete "Sputhsche Holzschleife" auch deren Anschlußgleis. Es war dies ein Anschluß ohne eigene Betriebsführung.
In der "Sputhschen Mühle" oder auch "Sputhmühle" genannten Fabrik wurde aus angelieferten etwa 1 Meter langen Stämmen Holzschliff hergestellt. Anfangs wurde dieser roh zur Weiterverarbeitung in der Papierfabrik Sebnitz verladen und abtransportiert. Ab 1892 stellte man dann aber an Ort und Stelle Holzfilzpappe her und fertigte daraus Bierdeckel (-> die weltweit erste Bierdeckelfabrik), Bucheinbande u.a., welche wiederum zur Verladung kamen.
In km 56,43 BS zweigte bergwärts in nördlicher Richtung über eine Weiche (A1) ein Verbindungsgleis ab. welches über eine zweite Weiche (A2), die wie üblich auch als Schutzweiche für Zugfahrten im Streckengleis diente, in das Ladegleis führte. An das talseitige Gleisstück führte über eine Brücke aus dem Fabrikgebäude ein Feldbahngleis heran. Hier wurden per Muskelkraft Loren zum Materialtransport bewegt. Am bergseitigen Gleisstück stand hinter der Weiche (A2) eine Lademaßlehre.
Die Bedienung des Anschlusses erfolgte nur bei Talfahrt.
Vor der Weiche A1 stand am Streckengleis in km 56,44 ein Deckungssignal. Dieses mußte bei Fahrten in das Anschlußgleis durch das Zugpersonal der Übergabefahrt bedient (senkrecht herunter geklappt) werden und diente so als "Haltauftrag" für Zugfahrten von Kohlmühle her. (Im Regelfall war die Signallscheibe waagerecht hochgeklappt und also nicht sichtbar. Siehe Album 2 Foto 026.

Nach einem Brand infolge Selbstentzündung im März 1937 und der darauf folgenden Betriebseinstellung wurde der Anschluß bald stillgelegt.
Ein unversehrt gebliebener Seitenflügel diente noch als Wohnhaus und die letzten beiden Jahre bis 1969 als Kinderferienlager. Die Ruinen dieses Gebäudes waren in den späten 1970er Jahren noch vom Zug aus zu sehen. Heute sind im Wildwuchs noch die Laderampe sowie Grundmauern der Gebäude sowie der Mühlgraben auffindbar.

Bierdeckel aus der Fabrikation Sputh . Bierdeckel aus der Fabrikation Sputh . Bierdeckel aus der Fabrikation Sputh . Bierdeckel aus der Fabrikation Sputh . Bierdeckel aus der Fabrikation Sputh . Bierdeckel aus der Fabrikation Sputh
Bierdeckel aus der Fabrikation Sputh.

Letzte Bearbeitung 02.06.2019