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Pirna. Mit sinkenden Zuschüssen des Bundes sieht der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) die Bahnstrecke Pirna – Neustadt – Sebnitz vor dem Aus. Das bestätigt VVO-Sprecher Christian Schlemper auf Anfrage. Die SB 71 wird derzeit von der Städtebahn Sachsen bestritten. 17 Zugpaare fahren pro Werktag, am Wochenende sind es weniger.
Grund sei die vergleichsweise geringe Auslastung der Route. „An Werktagen sind hier täglich zwischen 500 und 700 Fahrgäste unterwegs. Im Vergleich dazu: Auf der S-Bahn zwischen Pirna und Bad Schandau sind es rund 3 500 Fahrgäste“, sagt Schlemper. Deshalb könnte womöglich bereits 2017 Schluss sein. Wann genau die Linie eingestellt wird und ob überhaupt, sei aber noch nicht entschieden und abhängig davon, wie es mit der Finanzierung weitergeht. „Dazu wissen wir im Moment einfach noch zu wenig“, sagt Schlemper.
Hintergrund der derzeitigen Kürzungsszenarien ist ein neuer Schlüssel, der die Bundesmittel für den Eisenbahnverkehr, die sogenannten Regionalisierungsmittel, zwischen den Bundesländern aufteilt. Während bevölkerungsreiche Länder profitieren, könnte Sachsen schrittweise bis 2030 rund 25 Prozent der bisher zur Verfügung stehenden Mittel verlieren. „Um die gravierenden Auswirkungen so gering wie möglich zu halten, werden Strecken mit wenigen Fahrgästen als Erste von den Kürzungen betroffen sein“, so der VVO.
VVO müsste Entschädigung zahlen
Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) sprach jüngst von bis zu einer Milliarde Euro, die bis 2030 weniger für den Nahverkehr im Freistaat bereitstünde. „Wir müssen den ÖPNV neu denken. Das kann auch bedeuten, dass unrentable Bahnverbindungen zugunsten eines attraktiveren und wirtschaftlicheren Busverkehrs abbestellt werden“, sagte Dulig. Nebenbei könne man so ländliche Regionen besser anbinden und häufiger fahren.
Die Bahn mit Bussen abzulösen, ist allerdings nicht so einfach. So läuft der Vertrag mit der Städtebahn noch bis 2024. Im Falle einer vorzeitigen Auflösung müsste der VVO eine Entschädigung an die Städtebahn zahlen, da die mit der Laufzeit kalkuliert hat. Bei der Städtebahn verfolgt man die Debatte genau. „Für die Fahrgäste wäre das sehr bedauerlich“, sagt Sprecherin Franziska Straube. Nach SZ-Informationen herrscht auch innerhalb der Belegschaft große Unruhe. Lokführer und Zugbegleiter fürchten Entlassungen oder Versetzungen.
Straube sieht allerdings das letzte Wort noch nicht gesprochen. „Statt reflexartig schon jetzt über Kürzungen zu debattieren, ist es nötig, die aktuell praktizierte Finanzierung des Nahverkehrs grundsätzlich und nachhaltig zu diskutieren.“ Ähnlich hatten sich zuletzt schon die Grünen geäußert. Seit dem Jahr 2010 habe der Freistaat nur bis zu 80 Prozent der Regionalisierungsmittel direkt an die Zweckverbände weitergereicht. In anderen Bundesländern liegt die Quote deutlich höher.
S-Bahnen sind nicht von Kürzung betroffen
Auch beim VVO sieht man genau dort die Chance. „Unsere Forderung an den Freistaat ist, dass er die für den Schülerverkehr und das Landesinvestitionsprogramm verwendeten Regionalisierungsmittel künftig wieder aus Landesmitteln finanziert und damit den Eisenbahnverkehr weiterhin ermöglicht“, heißt es. Laut Dulig befassten sich nun verschiedene Arbeitsgruppen unter Beteiligung der Zweckverbände mit der Weiterentwicklung des Nahverkehrs. Die Erkenntnisse sollen in die ÖPNV-Strategiekommission einfließen, die nun sechsmal jährlich tagt.
Der VVO hatte vor Kurzem Einschnitte angekündigt, sollte es keine Lösung geben. So stehe der ursprünglich geplante 15-Minuten-Takt der S-Bahn zwischen Meißen und Dresden infrage. Einen weiteren Kürzungskandidaten gibt es mit der Strecke Elsterwerda – Riesa – Chemnitz mangels Fahrgastauslastung ebenso.
Der VVO beruft sich dabei auch auf Prognosen, die im Landesverkehrsplan des Freistaates eine Rolle spielen. Bis 2025 würde es vor allem auf den Seitenästen des Streckennetzes im Westerzgebirge, in der Lausitz, um Hoyerswerda und im Meißener Land einen starken Rückgang der Fahrgastzahlen geben. Potenzielle Kürzungskandidaten also. Die S-Bahnen in der hiesigen Region sowie die Müglitztalbahn und die Strecke Rumburk – Sebnitz – Bad-Schandau sind hingegen gut bis sehr gut nachgefragt und gelten demnach als relativ sicher.
Nationalparkbahn gut angebunden
Am 5. Juli ist es so weit; Nach der offiziellen Einweihung am 4. Juli rollen an diesem Tag erstmals durchgehende Züge auf der neuen Verbindung Rumburk - Dolni Poustevna - Sebnitz - Bad Schandau - Decin. Nach derzeitigem Stand der Planungen fahren die Züge der Linie U 28, der sogenannten Nationaiparkbahn, bis zu achtmal täglich im Zwei-Stunden-Takt.
Die neue Linie ist Bestandteil des tschechischen Regionalnetzes "Sluknovsko" und wird von der Tschechischen Bahn Ceske Drahy voraussichtlich gemeinsam mit der DB Regio AG betrieben. Im Abschnitt Sebnitz - Bad Schandau verkehrt die neue Linie anstelle der Züge der Städtebahn Sachsen, deren Züge aus Pirna zukünftig in Sebnitz enden werden. Für den Fahrgast ändert sich außer der Farbe des Zuges wenig: Es kommen auch in Zukunft Triebwagen des Typs Desiro zum Einsatz. Fahrgäste bekommen weiterhin die Fahrkarte im Zug und auch auf dieser Linie gelten die VVO-Kundengarantien. Derzeit regeln die Fahrplaner der Tschechischen Bahn, der DB Regio AG und des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) noch die letzten Details zum Fahrplan der neuen Linie. Die wichtigen Verknüpfungen und Anschlüsse rund um die Nationalparkbahn stehen allerdings bereits fest. Viele eingleisige Abschnitte und bereits bestehende Verbindungen und Knotenpunkte stellten die Planer vor eine schwierige
Aufgabe, die zum 5. Juli aber für den Großteil der Fahrgäste erfolgreich gelöst wird. Insbesondere die Bahnstrecke durch das Sebnitztal, von der Seidenblumenstadt nach Bad Schandau, wird zum Nadelöhr. Durch viele Bahnübergänge ist die Strecke zu langsam, um alle Anschlüsse in alle Richtungen sicher zu stellen. Vor diesem Hintergrund haben die Fahrplaner die Fahrgastzahlen untersucht, um eine ideale Lösung für die Mehrzahl der Fahrgäste zu finden.
Ab 5. Juli sind in Bad Schandau Anschlüsse aus allen Richtungen in alle Richtungen möglich: Wer aus Dresden kommt, kann in den Zug nach Sebnitz umsteigen. Auch für Sebnitzer, die zur S-Bahn in Richtung Dresden möchten, ist auch das problemlos möglich. Darüber hinaus ist der Zug von und nach Decin unmittelbar an die S-Bahn angebunden. Die Umsteigezeiten von sechs bis sieben Minuten je Richtung ermöglichen einerseits ein bequemes Umsteigen und andererseits eine schnelle Weiterreise. In Sebnitz haben die Fahrgäste aus Neustadt zukünftig direkten Anschluss an den Zug aus Rumburk, der sie weiter nach Bad Schandau und Decin bringt.
Lediglich der Anschluss in die Gegenrichtung kann nicht eingehalten werden: Reisende aus Bad Schandau können nicht direkt nach Neustadt reisen. Für diesen Anschluss fehlen, inklusive der notwendigen Zeit für den Umstieg, sechs Minuten. Auf Grundlage der Fahrgastzahlen - die entsprechende Verbindung nutzen durchschnittlich nur vier Fahrgäste pro Zug - haben sich die Fahrplaner für diesen Kompromiss entschieden. In diese Fahrrichtung können die Fahrgäste vorerst am besten die Busse der OVPS - Obereibischen Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz nutzen: Von Bad Schandau bis Sebnitz fährt die Linie 260, im Anschluss kann der Bus 261 genutzt werden.
Darüber hinaus prüfen die OVPS und der VVO die sinnvolle Verknüpfung von Buslinien und der neuen Bahnverbindung, um den Komfort für die Fahrgäste zu verbessern. Um den noch fehlenden Anschluss in der Zukunft sichern zu können, hat der VVO bereits Gespräche mit der DB Netz AG geführt. Das Unternehmen ist für die Gleisanlagen in ganz Deutschland verantwortlich und stellt die Infrastruktur für den Eisenbahnverkehr zur Verfügung. Die DB Netz AG prüft derzeit, neben anderen Maßnahmen, Bahnübergängen auf ihre Notwendigkeit und die Umsetzung technischer Verbesserungen an der Strecke. Ziel ist es, bis voraussichtlich Dezember 2015 die Geschwindigkeit zwischen Bad Schandau und Sebnitz in dem Maße zu erhöhen, dass der noch fehlende Anschluss ebenfalls angeboten werden kann.
VVO
Neue Zugverbindung von Rumburk über Bad Schandau nach Decin
"Mit dem geplanten Betriebsstart am 4. Juli geht für die Schnitzer ein Wunsch in Erfüllung", freut sich Mike Ruckh, Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt. "Mit der neuen Zugverbindung liegt Sebnitz endgültig nicht mehr am Rand, sondern in der Mitte der Region." Die Bürgerschaft hatte sich seit 1990 für den Wiederaufbau der Gleisverbindung zwischen Sebnitz und dem tschechischen Dolni Poustevna engagiert.
Die neue Linie U 28 verbindet vorrausichtlich ab dem 4. Juli offiziell die Städte Rumburk, Sebnitz, Bad Schandau und Decin. Im Rahmen einer Besprechung mit den Bürgermeistern entlang der Strecke wurden heute erste Details zur geplanten neuen Bahnverbindung besprochen. Endgültig über die neue Linie entscheiden wird die Verbandsversammlung des Zweckverbands Verkehrsverbund Oberelbe (Z-VOE) in Ihrer Sitzung am 2. Juli. Rund um die Eröffnung planen die Stadt Sebnitz, die DB AG und der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) derzeit ein Bahnhofsfest. "Wir freuen uns, dieses Ereignis mit den Sebnitzern, den tschechischen Nachbarn und vielen Gästen zu feiern", betont Arndt Steinbach, Meißner Landrat und Zweckverbandsvorsitzender des Z-VOE. "Mit dem Festwochenende möchten wir alle zu Entdeckungen entlang der neuen Verbindung einladen."
Nach derzeitigem Stand der Planungen fahren ab Samstag, dem 5. Juli, die Züge der Linie bis zu achtmal täglich im Zwei-Stunden-Takt. "Mit dem Lückenschluss bekommt auch die Bahnstrecke durch das Sebnitztal eine Zukunftsperspektive", erklärt Michael Geisler, Landrat des Landkreises Sächsische Schweiz - Osterzgebirge und Aufsichtsratsvorsitzender des VVO. "Das neue Angebot ist ein weiterer Baustein beim Zusammenwachsen der sächsisch-böhmischen Grenzregion".
Die neue durchgehende Linie ist Bestandteil des tschechischen Regionalnetzes "Sluknovsko" und wird von der Tschechischen Bahn Ceske Drahy vorrausichtlich gemeinsam mit der DB Regie AG betrieben. Im Abschnitt Sebnitz - Bad Schandau verkehrt die neue Linie anstelle der Züge der Städtebahn Sachsen, deren Züge aus Pirna zukünftig in Sebnitz enden werden. Für den Fahrgast ändert sich außer der Farbe des Zuges wenig: Es kommen auch in Zukunft Triebwagen des Typs Desiro zum Einsatz. Fahrgäste bekommen weiterhin die Fahrkarte im Zug und auch auf dieser Linie gelten die WO-Kundengarantien. Zum Start der Linie wird es eine zweisprachige Broschüre geben, die neben Fahrplan und Tarifen auch eine Chronologie der Streckengeschichte umfasst. Darüber hinaus wird der VVO unter www.vvo-online.de zur neuen Verbindung informieren.
Die Arbeiten an der Bahnstrecke sind fast abgeschlossen. Wann der erste Zug fahren wird, war ein Geheimnis. Bis jetzt. Von Anja Weber
Es kann losgehen: Die Gleise sind fertig, nur am Bahnsteig wird der Wartebereich noch verschönert.
Jetzt ist es raus: Ab Juli rollen die Züge in Sebnitz über die Grenze Richtung Tschechien. Die Bauarbeiten an der Bahnstrecke gehen ihrem Ende entgegen. Derzeit wird noch an der Signaltechnik gearbeitet, um beide Bahnstrecken zusammenführen zu können. Außerdem lässt die Stadt noch das vorhandene alte Dach auf dem mittleren Sebnitzer Bahnsteig abbauen und die Treppenüberdachung erneuern. Damit die Passagiere künftig gegen Wind und Regen geschützt sind, werden zwei Wetterschutzhäuser mit Sitzplätzen aufgestellt.
Bauarbeiter, Techniker und Tarifplaner sind gut vorangekommen. In einer Beratung mit Bürgermeistern und dem Verkehrsverbund Oberelbe hat man sich jetzt darauf geeinigt: Der Lückenschluss wird am 4. Juli endgültig vollzogen. "Mit dem geplanten Betriebsstart geht für die Sebnitzer ein Wunsch in Erfüllung", sagt Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) erfreut. "Mit der neuen Zugverbindung liegt Sebnitz endgültig nicht mehr am Rand, sondern in der Mitte der Region."
Die neue Linie U 28 verbindet ab Juli die Städte Rumburk, Sebnitz, Bad Schandau und Decin. Im Rahmen der Besprechung mit den Bürgermeistern entlang der Strecke wurden erste Details zur neuen Bahnverbindung besprochen. Endgültig über die neue Linie entscheiden will die Verbandsversammlung des Zweckverbands Verkehrsverbund Oberelbe am 2. Juli. Rund um die Eröffnung planen die Stadt Sebnitz, die Deutsche Bahn und der Verkehrsverbund Oberelbe derzeit ein Bahnhofsfest.
Nach dem jetzigen Stand der Planungen fahren ab Sonnabend, 5. Juli, die Züge der Linie U28 bis zu achtmal täglich, informiert VVO-Sprecher Christian Schlemper. Mit dem Lückenschluss bekomme auch die Bahnstrecke durch das Sebnitztal eine Perspektive, sagte in dem Zusammenhang Landrat Michael Geisler (CDU), zugleich Aufsichtsratsvorsitzender des VVO. Das neue Angebot sei ein weiterer Baustein zum Zusammenwachsen der sächsisch-böhmischen Grenzregion.
Die neue durchgehende Linie ist Bestandteil des tschechischen Regionalnetzes "Sluknovsko" und wird von der Tschechischen Bahn Ceske drahy voraussichtlich gemeinsam mit der DB Regio AG betrieben. Im Abschnitt Sebnitz-Bad Schandau verkehrt die neue Linie anstelle der Züge der Städtebahn Sachsen, deren Züge aus Pirna künftig in Sebnitz enden werden.
Langes Warten auf Anschlusszug
Für den Fahrgast ändert sich außer der Farbe des Zuges laut VVO fast nichts. Der Zug von Rumburk über Sebnitz nach Bad Schandau wird demnach aller zwei Stunden fahren. Allerdings stößt ein Detail des künftigen Fahrplans schon jetzt auf Kritik. Wer zum Beispiel von Bad Schandau nach Neustadt will oder umgekehrt, wird künftig etwa eine Stunde Aufenthalt auf dem Sebnitzer Bahnhof haben. Diese Strecke mit dem Zug zu fahren, lohnt sich also ab Juli praktisch nicht mehr.
Acht Zugpaare werden täglich auf der neuen Strecke Rumburk-Sebnitz-Bad Schandau im Einsatz sein. Gefahren wird mit Zügen der Bauart, wie sie bereits jetzt schon verkehren. Damit kann gesichert werden, dass auch künftig Fahrräder mit im Gepäck sein dürfen. Die konkreten Fahrpreise werden noch festgelegt. Sicher ist, dass es für die neue Linie U28 normale Tarife mit allen Angeboten wie Einzelticket, Wochenend- und Monatskarte geben werde, sagt der Verkehrsverbund. Die Tarife werden derzeit noch verhandelt. Von Rumburk nach Bad Schandau wird es auch eine regionale Zeitkarte geben. Bei einer Weiterfahrt nach Pirna muss dann noch eine Anschlusskarte gelöst werden.
Die Tickets können die Fahrgäste - wie bisher nicht möglich - im Zug kaufen. Jede Bahn hat einen Zugbegleiter. Dieser kann mittels eines Handterminals alle weiteren Tarife verkaufen, so auch Fahrscheine des Verkehrsverbundes Oberelbe. Zum Start der Linie wird es eine zweisprachige Broschüre geben, die neben Fahrplan und Tarifen auch eine Chronologie der Streckengeschichte beinhaltet.
Der Verkehrsverbund Oberelbe informiert unter www.vvo-online.de zur neuen Verbindung.
NACH 21 JAHREN BEGINNT DER WIEDERAUFBAU DER ZUGSTRECKE SEBNITZ-DOLNI POUSTEVNA.
EINE GROßE SORGE ABER BLEIBT.
Von Thomas Möckel
Symbolische Baustarts bringen mitunter ungewöhnliche Geräte mit sich. Am Pfeiler der Eisenbahnbrücke über die Blumenstraße in Sebnitz lehnt eine Spaten-Armada ganz besonderen Stils: Das Blatt ist mattschwarz, auf dem Untergrund prangt silbern das Logo der Deutschen Bahn, auf dem Stil steht die Aufschrift "Baustart Lückenschluss Sebnitz-Dolni Poustevna 3.April 2013".
Beinahe zwei Dutzend lokale Politiker, Gesandte der Bahn und anderer Verbände
stochern mit den starren Verwandten der Schaufel im halbgefrorenen Boden. Bürgerbewegte, die seit nunmehr zwei Jahrzehnten fordern, den Eisenbahngrenzübergang wieder in Betrieb zu nehmen, graben nicht mit. Den Schachtenden gelingt es kaum, den Boden zu lockern. Ein Bagger muss ran, um das Erdreich auszuheben. Es ist das erste sichtbare Zeichen eines großen Projektes.
Mit der zaghaften Buddelei hat die Deutsche Bahn gestern offiziell begonnen, die seit dem Zweiten Weltkrieg klaffende Lücke im Schienennetz zwischen Sebnitz und dem tschechischen Nachbarort Dolni Poustevna zuschließen. Sind die 600Meter Gleis verlegt und damit bedingte Arbeiten verrichtet, kann der binationale Bahnverkehr wieder starten. Im Sommer 2014, so ist es avisiert, könnte der erste Zug grenzüberschreitend rollen. Es wird wohl einer der Züge mit der längsten Verspätung in der Bahngeschichte sein.
Seit der Wende fordern Bahnbefürworter den sogenannten Lückenschluss. Menschen diesseits und jenseits der Grenze sehnten sich danach, dass sich die Regionen auch nahverkehrstechnisch wieder näherkommen. Doch oft sahen sich die Engagierten Zögerern und Zauderern gegen-über, die sich gegenseitig die Schuld für den Verzug zuwiesen, statt das Vorhaben zu forcieren. Unbeirrt davon organisierten die Bahnfreunde Demonstrationen, Unterschriftenaktionen und Sonderzugfahren -und ließen so über Jahre hinweg nicht locker, ehe sich etwas bewegte. Von denen stand gestern allerdings keiner im Mittelpunkt.
Wie bei offiziellen Anlässen üblich, geriet auch der symbolische Baustart zur Jubelarie der Offiziellen. Artur Stempel, Konzernbeauftragter der Deutschen Bahn für den Freistaat Sachsen, zeigte sich glücklich darüber, dass das Vorhaben nun realisiert wird. Landrat Michael Geisler (CDU) sah in dem Baustart einen großen Tag, Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) ein historisches Ereignis für Sebnitz, weil damit Grenzen überwunden werden und zwei Regionen zusammenwachsen. Und Burkhard Ehlen, Chef des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) wertet den Baustart als gutes Zeichen für die Region. Viele der bürgerbewegten Zuhörer zittern bei diesen Worten nicht nur vor Kälte.
Immerhin versäumen es die Redner nicht, auch die Engagierten zu erwähnen und sie für ihren Einsatz zu loben, die sich ihres Erfolges wohl bewusst sind. "Ich bin sehr glücklich und danke all jenen, die dazu beigetragen haben", sagt Klaus Fiedler, Koordinator der SPD-Arbeitsgruppe "Euroregion Elbe-Labe". Auch Petra Kaden von der Interessengemeinschaft Kohlmühle zeigte sich sehr glücklich und zufrieden über das Erreichte.
"Mir fällt echt ein Stein vom Herzen", sagt sie. Und André Hahn, Landtagsabgeordneter der Linken, gab sich zuversichtlich, dass der wohlfeilen Worte nun genug gewechselt seien und die Zeiten der gegenseitigen Schuldzuweisungen vorbei sind. "Die Anstrengung von verschiedenen Seiten hat sich gelohnt", sagt er. Längst aber ist nicht alles geschafft.
Damit die Jungfernfahrt im August 2014 gelingt, müssen die Arbeiter noch kräftig werkeln. Zunächst beginnen sie, eine neue, zweite Brücke über die Blumenstraße zu errichten. Die Überfahrt auf der Neustädter Strecke wurde schon vor einigen Jahren erneuert, damals gab es aber noch kein Baurecht für den zweiten Teil. Die alten Widerlager blieben jedoch stehen, an sie wird jetzt der neue Viadukt betoniert und die Zwischenräume verfüllt. Letztendlich entsteht eine zweigleisige Brücke.
"Damit wollen wir im Sommer fertig sein", sagt Benedikt Rothe, Leiter Regionalnetz Ostsachsen der DB Netz AG. Ab August beginnen die Fachleute, das neue Streckengleis vom Sebnitzer Bahnhof bis zur Grenze zu verlegen. Zuvor sichern Spezialisten noch Felsen am Bahndamm und demontieren die alten Schienen. Der Gleisbau soll im Oktober abgeschlossen sein. Parallel dazu erneuern Arbeiter das Gleis 5 im Sebnitzer Bahnhof und erhöhen die Bahnsteige auf 55 Zentimeter, damit Fahrgäste künftig bequem ein- und aussteigen können.
Zusätzlich installieren sie die sogenannte Weiche19, die einen reibungslosen Zugverkehr auf drei Gleisen im Sebnitzer Bahnhof ermöglicht. Anschließend wird die Signal-, Leit- und Sicherungstechnik installiert. Bund, Deutsche Bahn und VVO investieren rund drei Millionen Euro ins Vorhaben. Eine große Sorge bleibt dennoch. Damit die Bahnstrecke lange Bestand hat, müssen später möglichst viele Menschenmit dem Zug fahren. Derzeit werden Möglichkeiten ausgelotet, wie die Menschen überzeugt werden können, mehr mit dem Zug zufahren. "Da gibt es noch eine Menge Potenzial", sagt Petra Kaden. Ruckh plädiert ebenso dafür, die Kunden vom Angebot zu überzeugen, damit sich der jahrelange Aufwand auch gelohnt hat. Auch laut Geisler sei es äußerst wichtig, Fahrgäste auf die Strecke zu holen. Öffentlicher Nahverkehr sei Massenverkehr und ohne Reisende schlicht unmöglich.
Wie der Zug ins Rollen kommt
Von Thomas Möckel
Ab August 2014 soll die Bahn von Sebnitz nach Tschechien fahren – wenn nicht wieder etwas dazwischen kommt.
Der Start des grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehrs zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna, seit über 20 Jahren gefordert, beginnt zunächst abseits der Gleise – mit einer Pflanzaktion. Noch bevor überhaupt eine Schwelle liegt, ließ die Bahn 21 Bäume sowie Büsche und Sträucher auf ein rund 800 Quadratmeter großes Areal an der Pestalozzistraße in Sebnitz setzen. Zu dieser Aktion ist die Bahn verpflichtet, sie muss Ausgleich für die Flächen schaffen, die künftig beim Gleisbau versiegelt werden.
Auch wenn das Projekt noch nichts direkt mit der Bahnstrecke zu tun hat, verdichten sich die Anzeichen, dass der Bau der Strecke in Kürze beginnt. Die SZ schildert, wie es beim den Vorhaben in nächster Zeit weitergeht.
Wann können die ersten Züge grenzüberschreitend fahren? In etwa anderthalb Jahren.
Nach Angaben der Deutschen Bahn könnte der erste Zug auf der dann wiederhergestellten Strecke zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna am 31. August 2014 fahren – vorausgesetzt, sämtliche Verträge sind erfüllt und der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) hat den Nahverkehr auf dieser Linie bestellt.
Der Termin deckt sich in etwa mit den Zeitangaben, die bereits im Vorfeld kursierten. Fachleute gingen davon aus, dass es rund zwei Jahre ab Vertragsunterzeichnung dauern werde, ehe die ersten Züge rollen. Zweckverband Verkehrsverbund Oberelbe (Z-VOE) und Bahn hatten die notwendige Bau- und Finanzierungsvereinbarung im Juli 2012 unterschrieben.
Wann beginnt der Bau des eigentlichen Gleises? Voraussichtlich Ende diesen Jahres.
Nach Angaben der Deutschen Bahn soll das Projekt zum Bau des fehlenden Gleises im Sommer 2013 ausgeschrieben werden. Da das Vorhaben nicht europaweit ausgeschrieben werden muss, rechnet der Auftraggeber mit einem zügigen Bieter- und Vergabeverfahren. Generell wird das Projekt nicht insgesamt auf einmal ausgeschrieben, sondern jeweils nach einzelnen Gewerken. Mehrere Aufträge hat die Bahn schon ausgeschrieben und auch bereits vergeben.
Welche Vorarbeiten sind bis zum Gleisbau noch nötig? Es war zum einen die Pflanzaktion an der Pestalozzistraße. Die Arbeiten sind bereits abgeschlossen. Zudem haben Fachleute entlang der künftigen Bahntrasse Bäume fällen lassen, um Baufreiheit zu gewährleisten. Das Gelände, auf dem die ursprüngliche Bahntrasse einst verlief, war im Laufe der Jahre mächtig zugewachsen. Zudem müssen Handwerker an der Brücke über die Blumenstraße die Stützmauern sanieren und die Felsen mit Netzen sichern, damit sich keine Brocken lösen und herabstürzen. Vorgesehen ist weiterhin, das Gleis fünf im Sebnitzer Bahnhof zu erneuern, auf dem künftig die Züge von und nach Tschechien ein- und ausfahren. Notwendig ist ebenfalls, eine zusätzliche Weiche in Richtung Bad Schandau einzubauen, das Streckengleis zu verlegen sowie die Leit- und Sicherungstechnik anzupassen.
Wie viel Geld wird das Bahnprojekt kosten? Die Gesamtinvestition beträgt rund 2,8 Millionen Euro.
Für den Gleisbau hat die Bahn rund 1,8 Millionen Euro veranschlagt. Das Geld für das Vorhaben stammt überwiegend aus Mitteln des Bundes. Der Z-VOE investiert weitere 87 000 Euro – das ist der erforderliche Eigenanteil, den der Zweckverband aufbringen muss. Kann das ganze Projekt jetzt noch scheitern? Eigentlich nicht, denn alle Vorbereitungen und Arbeiten sind schon zu weit fortgeschritten.Allerdings könnte sich der Termin für den Start des grenzüberschreitenden Zugverkehrs noch verschieben.Laut Bahn sei dieser abhängig davon, ob und wann der VVO den Nahverkehr für diese Strecke bestellt. Der VVO hat aber bereits in der Bau- und Finanzierungsvereinbarung eine Garantie abgegeben, dass auf der Strecke 20 Jahre lang Züge fahren.
Die Hindernisse, die das Projekt jahrelang scheitern ließen – mangelnder politischer Wille, ungeklärte Finanzen, wechselnde politische Verhältnisse in Deutschland und Tschechien, die lange ungewisse Zukunft der Bahnstrecke von Pirna über Neustadt und Sebnitz nach Bad Schandau und fehlende Verträge – scheinen ausgeräumt, Verträge sind unterschrieben.
Mit einer Unterschrift besiegeln Verkehrsverbund und Bahn den finalen Akt für den Lückenschluss
zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna. Züge rollen aber deshalb noch lange nicht.
Von Thomas Möckel
Dass es etwas Zeit braucht, bis ein gestellter Antrag bearbeitet und der darin enthaltene Wunsch erfüllt ist, ist üblich. Dass sich ein solcher Vorgang auch mal über 21 Jahre hinzieht, mutet seltsam an. Günter Gebauer, früher Eisenbahner und Leiter des Sebnitzer Bahnhofes, beantragte schon kurz nach der Wende im neuen Kreistag, die 1945 gekappte Schienenverbindung zwischen Sebnitz und dem tschechischen Nachbarort Dolni Poustevna wiederherzustellen. 2012 kann er nun darauf hoffen, dass in zwei Jahren die ersten Züge wieder grenzüberschreitend rollen.
Theoretisch ist der Weg für den Aufbau des Eisenbahngrenzübergangs jetzt frei. Nach vielen Mühen und langem Ringen haben der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) und die Deutsche Bahn den finalen Akt für den Lückenschluss besiegelt. Mit einjährigem Verzug beschloss gestern der Verwaltungsrat des Zweckverbandes Verkehrsverbund Oberelbe (Z-VOE) den Bau- und Finanzierungsvertrag. Anschließend unterzeichnete der Z-VOE-Vorsitzende Arndt Steinbach sowie Artur Stempel, Konzernbeauftragter der Bahn für Sachsen, das Papier. Der Kontrakt eröffnet nun die Möglichkeit, das Vorhaben auszuschreiben und das Gleis zu bauen.
Sprung auf die Zielgerade
Bei all jenen, die sich schon ewig für die diese Bahnverbindung engagieren, überwog gestern die Freude.
"Ein wichtiger Schritt ist geschafft. Unsere Mühen haben sich gelohnt", sagt Petra Kaden von der Interessengemeinschaft Kohlmühle (IG). Die Truppe kämpft schon lange dafür, dass die Strecke Sebnitz- Bad Schandau erhalten bleibt und die Lücke nach Dolni Poustevna geschlossen wird. In dem Eisenbahngrenzübergang sieht Petra Kaden die Chance, dass die Bahnstrecke durch das Sebnitztal dauerhaft überlebt und aufgrund zusätzlicher Fahrgäste weiter belebt wird.
Auch der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) zeigte sich froh über den Vertragsschluss. "Mit dem Beschluss rückt die Wiederaufnahme des Bahnverkehrs zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna in greifbare Nähe. Ich bin heute", sagte er, "ein sehr glücklicher Mensch".
Mit dem neuen Gleis rücke Sebnitz aus seiner Sicht weiter aus der Randlage heraus. Der Eisenbahngrenzübergang eröffne neue wirtschaftliche und touristische Perspektiven. Zugleich gab er aber zu bedenken, dass man jetzt zwar auf die Zielgerade eingebogen sei, das Ziel allerdings erst noch erreicht werden müsse. Unterdessen frohlockte auch Klaus Fiedler, Koordinator der SPD Arbeitsgruppe "Euroregion Elbe/Labe", angesichts des unterzeichneten Vertrages. "Der Beschluss ist toll, er war längst überfällig", sagt er. Er erwarte nun, dass das Vorhaben zügig umgesetzt wird.
Noch zwei Jahre Wartezeit
Dabei sah es noch im Juni so aus, als ob aus dem Gleisbau erneut in absehbarer Zeit nichts werden würde. Die Bahn hatte den Vertragsentwurf trotz mehrerer anderslautender Zusagen erst wenige Tage vor der Verbandsversammlung an den VVO übergeben. Es blieb wenig Zeit, jeden Passus zu prüfen. Und es kam, wie es kommen musste: Weil der VVO mehrere Risiken - vor allem finanzieller Art - für sich im Vertrag erkannte, musste nachverhandelt werden. Dies gelang aber erst bis zur gestrigen Sitzung des Verwaltungsrates. Laut Steinbach seien die wirtschaftlichen Risiken des Baus jetzt kontrollierbar. Die Gesamtinvestition für den Bau beträgt rund 2,8 Millionen Euro. Das Geld stammt überwiegend aus Mitteln des Bundes. Der Z-VOE investiert zudem weitere 87 000 Euro - das ist der erforderliche Eigenanteil.
Trotz des Vertragsschlusses wird so schnell kein Zug über die Grenze rollen. Von der Unterschrift bis zur Inbetriebnahme der Strecke veranschlagt die Bahn einen Zeitraum von rund 24 Monaten. Stempel versicherte aber, dass die Bahn jetzt mit aller Kraft daran gehe, das Vorhaben umzusetzen.
Ist es soweit, werden acht Zugpaare täglich im Zweistunden-Takt zwischen Sebnitz und Bad Schandau fahren. Die durchgehende Linie von Rumburk über Dolni Poustevna, Sebnitz und Bad Schandau nach Decin ist Bestandteil des tschechischen Regionalnetzes "Sluknovsko". Züge der Städtebahn aus Richtung Neustadt enden dann künftig in Sebnitz.
Sebnitz
Für den Lückenschluss in Sebnitz steht das Signal nahezu auf Rot. Jetzt soll der Vertrag mit der Bahn nachverhandelt werden.
Bewegt sich nicht bald etwas, droht das Projekt in einem Fiasko zu enden.
Von Thomas Möckel
Den Demonstranten schwant nichts Gutes.
"Ich habe gehört, dass es heute wieder nichts wird", sagt Petra Kaden von der Interessengemeinschaft Kohlmühle. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern und anderen Bahnbefürwortern ist sie am Donnerstagmorgen zum Schloss Sonnenstein in Pirna gekommen.
Sie haben ihre Plakate und Transparente aufgebaut, sie fordern, nun endlich den neuen Eisenbahngrenzübergang in Sebnitz zu bauen. Drinnen im Schloss will gleich die Verbandsversammlung des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) den letzten Akt vor einem möglichen Baustart für den Lückenschluss beschließen. Während die Protestler draußen für eine ernste Sache kämpfen, gehen die Mitglieder der Verbandsversammlung meist gut gelaunt und lächelnd in den Jugendstilsaal. Besonders eilig scheint es niemand zu haben, zum geplanten Sitzungsstart 10 Uhr fehlt noch etwa die Hälfte der Verbandsräte.
VVO-Geschäftsführer Burkhard Ehlen erkundigt sich hektisch bei einem Mitarbeiter, ob man in dieser Konstellation überhaupt beschlussfähig sei. Erst mit fast 20-minütiger Verspätung wird die Sitzung eröffnet. Für den öffentlichen Teil mit wichtigen Punkten sind nur grob anderthalb Stunden eingeplant - für eine Tagesordnung mit immerhin 17 Punkten.
Als Arndt Steinbach, Vorsitzender des Zweckverbandes Verkehrsverbund Oberelbe (Z-VOE), Punkt 14 aufruft, wird es schnell gewiss: Das Gerücht, das Petra Kaden aufschnappte, entpuppt sich als Tatsache. Das Projekt Lückenschluss zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna kommt an diesem Tag keinen entscheidenden Schritt weiter. Noch immer ist ungewiss, wann der erste Zug grenzüberschreitend rollt. Eigentlich wollte die Verbandsversammlung den von der Bahn vorgelegten Bau- und Finanzierungsvertrag beschließen. Dieser Kontrakt ist die letzte Hürde, die es zu nehmen gilt, danach hätten die Bauarbeiten ausgeschrieben werden können. Doch auch nach 21- jähriger Wartezeit gelang es nicht, diese Hürde zu überwinden.
Vertrag mit vielen Risiken
Eine Ursache ist, dass der Vertragsentwurf erst so spät vorlag. Das Papier war schon für 2011 angekündigt, dann spätestens für Februar 2012, letztendlich rang man der Bahn die Zusage ab, den Kontrakt bis Ende Mai zu liefern. Laut Ehlen traf der Vertrag am 24. Mai beim VVO ein, es blieben nur wenige Tage bis zur Verbandsversammlung, jeden Passus inhaltlich zu prüfen.
Das Ergebnis:
Für den VVO ist der Vertrag in jetziger Form nicht beschlussreif. Er enthält im Wesentlichen drei große Risiken für den VVO, die dieser minimieren will.
Erstens:
Das Projekt Lückenschluss wird mit Geldern des Bundes finanziert. Die Vereinbarung, die die Vergabe der Finanzen regelt, gilt aber nur bis Ende 2013. Für den Fall, dass der Bund sein Programm nicht fortsetzt, so hat die Bahn im Vertragsentwurf festgehalten, sollen VVO und Freistaat Sachsen die restliche, dann noch fehlende Finanzierung des Vorhabens übernehmen - was der VVO aber nicht leisten kann.
Laut Ehlen habe der VVO daher bereits eine Anfrage ans Wirtschaftsministerium gestellt, dieses Risiko mitzutragen. Der Freistaat signalisierte zwar eine schnelle Antwort, eine konkrete Aussage gibt es noch nicht.
Zweitens:
Der Bund finanziert nicht das gesamte Vorhaben. Die DB Netz AG und die DB Station & Service AG müssen Eigenanteile aufbringen. Der VVO soll laut dem Vertragsentwurf fast den ganzen Eigenanteil letztgenannter Gesellschaft - rund 87 000 Euro - übernehmen. Finanziell ist das laut Ehlen möglich. Steigen aber die Baukosten und erhöht sich somit der Eigenanteil, wird es für den VVO finanziell riskant.
Bitter enttäuscht
Drittens:
Der VVO soll eine Garantie abgeben, dass auf der Strecke 20 Jahre lang Züge fahren - und nicht nur zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna, sondern auf der Strecke von der Grenze über Sebnitz bis Bad Schandau. Der finanzielle Wert dieser Bestellgarantie beträgt rund neun Millionen Euro - gegenüber 2,8 Millionen Euro Baukosten. Der VVO will eine Bestellgarantie aber nur für die Strecke des Lückenschlusses abgeben. Nun wird nachverhandelt, Landrat Michael Geisler rang zumindest die Zusage ab, dass der nachverhandelte Vertrag spätestens Ende Juli dem Verwaltungsrat vorliegt und dann von diesem beschlossen wird. Passiert das nicht, droht ein Fiasko: Dann wird auch 2014 noch kein Zug über die Grenze fahren, die Tschechen warten weiter auf die für sie so wichtige Verbindung. Hiesige Bahnbefürworter fürchten schon ein generelles Aus für das Projekt. "Ich bin bitter enttäuscht", sagt Petra Kaden, "jetzt kann man wirklich nur noch hoffen, dass der Zeitplan eingehalten wird."
Sebnitz
Die Bahntrasse zwischen Sebnitz und Tschechien soll im Landesverkehrsplan verankert werden. Bislang ist sie dort nicht zu finden.
Von Thomas Möckel
Die Mitglieder der SPD-Arbeitsgemeinschaft "Euroregion Elbe-Labe" wollen darauf drängen, dass der seit 21 Jahren geforderte Eisenbahngrenzübergang zwischen Sebnitz und der tschechischen Nachbarstadt Dolni Poustevna im sächsischen Landesverkehrsplan verankert wird. Derzeit sei im Kapitel "Eisenbahn" des Landesverkehrsplanes kein Hinweis auf das Thema Lückenschluss im Schienennetz zwischen den beiden Städten zu finden. "Wir erwarten, dass das korrigiert wird und der politische Wille mit der Festschreibung des Lückenschlusses im Plan entsprechend Ausdruck findet", sagt AG-Koordinator Klaus Fiedler. Eine entsprechende Stellungnahme mit der Forderung hat die AG in dieser Woche ans sächsische Wirtschaftsministerium an die Projektgruppe "Landesverkehrsplan" geschickt.
Das Schreiben soll möglicherweise auch helfen, Irritationen aus der Welt zu schaffen. Die SPD-AG war äußerst befremdet darüber, dass das Thema Lückenschluss im Landesentwicklungsplan ersichtlich ist, der Landesverkehrsplan aber keinen Hinweis darauf enthält. Auch vermisst die Arbeitsgemeinschaft Angaben im Landesverkehrsplan, wie künftig mit der immer stärker werdenden Lärmbelästigung durch den Zugverkehr im engen Elbtal umgegangen werden soll. "Die Lebensqualität der Bewohner und Touristen wird dadurch erheblich beeinträchtigt.
Wir möchten, dass eine klare Aussage im Plan festgeschrieben wird, dass und wie der Krach minimiert werden soll", sagt Fiedler. Die AG beschäftigt sich traditionell stark mit dem Thema des öffentlichen Eisenbahn-Nahverkehrs.
Seit 21 Jahren wartet Sebnitz auf das Bahngleis nach Tschechien. Diese Woche soll das Signal auf Baustart oder Stopp
gestellt werden.
Die Debatte ist mittlerweile grotesk, und es bleiben Zweifel, ob das Vorhaben überhaupt gelingt.
Von Thomas Möckel
Bezeichnender für die derzeitige Situation hätte das Bild nicht sein können.
Die Interessengemeinschaft Kohlmühle hatte Mitte Mai zu einer neuen Diskussion über den geplanten Eisenbahngrenzübergang zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna eingeladen. Auch viele tschechische Gäste - Bürgermeister, Bahnexperten, Tourismusfachleute - reisten an. Allesamt mit dem Auto. Es gibt keinen Zug, der sie bequem vom Nachbarland aus in den Bahnhof Kohlmühle gebracht hätte, obwohl seit 21 Jahren gefordert wird, die Gleislücke zwischen beiden Ländern zu schließen. Allerdings ist bislang nichts passiert. Der Sebnitzer Trassenabschnitt ist eine Art grünes
Biotop mit Schotterfußboden.
Viele haben bis heute ihren Willen bekundet, die bis 1945 durchgängige Bahnlinie wiederzubeleben. Unzählige Engagierte haben das Projekt vorangetrieben und dazu gemacht, was es derzeit ist. Was fehlt, ist aber eine richtige einheitliche Linie, ein Machtwort von denen, die es entscheiden können, nach dem Motto: "Wir machen das". So ist die Debatte darüber inzwischen grotesk geworden. Beim x-ten Diskussionsforum dreht sich thematisch wieder alles im Kreis, ohne einen nennenswerten Fortschritt. So geht das jetzt seit Jahren. Gestandene Fachleute debattieren, als erörtere man eher die Ausstattung einer Modellbahnanlage, wobei nur noch nicht feststeht, ob nun der nächste Zug gekauft wird oder nicht. Längst ist die Grenze zur unfreiwilligen Komik überschritten - ginge es nicht um eine durch und durch ernsthafte Sache.
Seit 21 Jahren, seit dem ersten Antrag im Kreistag nach der Wende in dieser Sache, geht es um 600 Meter Gleis, technisch zumindest. Um 600 Meter Gleis, zwischen zwei Ländern, verbunden durch Europa.
Um ein Gleis, das Menschen und Regionen eint, mitten im Herzen des Kontinents. Aber es geht eben nicht nur um ein Gleis, die Lage ist komplizierter, das Verfahren ist lang und zäh. Es ist ein bürokratisches Behördenstück in unzähligen Akten, dem aber offensichtlich der Regisseur abhandengekommen ist. Das ist auch der Grund, warum hierbei so gezögert und gezaudert, verhindert und blockiert wird. An vielen Stellen stößt das Projekt Lückenschluss auf Widerstand.
Es fehlt vor allem der politische Wille. Sicher engagieren sich viele Vertreter politischer Parteien für das Projekt. Aber es fehlt die große Geste, ein klares Bekenntnis, vor allem von der regierenden Mehrheit. Dabei müsste ein Gleis nach Tschechien für die Landesregierung ein wunderbarer Brückenschlag sein.
Müsste.
Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) wollte schon 2009 eine Runde mit Verantwortliche initiieren, um das Thema zu erörtern. Passiert ist das bislang nicht. Und auch bei Landrat Michael Geisler (CDU) drängt sich der Eindruck auf, er sei nur zögerlich für den Lückenschluss - sicher wohl wissend, dass auch der übrige Nahverkehr im Kreis finanziert werden muss, doch die finanziellen Mittel dafür immer knapper werde. Und - wenngleich nicht auf politischer Ebene - es kommt nicht erst seit gestern der Verdacht auf, dass das Projekt Eisenbahngrenzübergang in Sebnitz weder beim Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) noch beim Nahverkehrs-Zweckverband und bei der Bahn besonders hoch angebunden ist.
Offensichtlich wird auch das Thema öffentlicher Nahverkehr im ländlichen Raum eher stiefmütterlich behandelt. Das begann schon damit, dass der Freistaat Sachsen vor einigen Jahren den Nahverkehrsverbünden pauschal Zuschüsse in Millionenhöhe strich, um Geld zu sparen. Den Verbünden ihrerseits blieb kurzfristig nichts anderes übrig, als pauschal Strecken zu streichen. Dass das im Landkreis bislang nicht geschehen ist, ist nicht etwa einem neuen freistaatlichen Geldsegen zu verdanken. Rückverrechnete Entgelte mit der Bahn sorgten bislang dafür, dass es hier keine Einschnitte im Nahverkehr gibt. Dennoch ist das Nahverkehrsangebot im Kreis fernab der Hauptachsen eher dürftig, obwohl die Menschen hier gerade auf vernünftige Anbindungen angewiesen wären.
Natürlich verhinderten bislang auch finanzielle Gründe, dass die Gleislücke geschlossen wurde. Sicher, die Betreibung dieser einen Bahnlinie kostet soviel Geld wie der gesamte Busverkehr im Kreis. Und natürlich baut die Bahn kein Gleis für fünf Millionen, auf dem dann keiner fährt.
Und natürlich bestellt der VVO keine Züge, wenn das Geld nicht wieder eingespielt wird. Aber Nahverkehr müsste doch eigentlich so funktionieren: Man macht attraktive Angebote, sodass viele Menschen mitfahren und die Einnahmen mehren. Miesen Nahverkehr mit fehlenden Anbindungen anbieten und dann behaupten, es fahre niemand mit, ist sicher der falsche Ansatz.
Ausreden hin oder her: Die deutsche Seite hat sich sowieso schon blamiert, Außenstehende feixen längst über den lahmen Prozess. Verstehen kann das keiner, dass Tschechien in wenigen Monaten ein neues Gleis bis zur Grenze legt, auf deutscher Seite aber weiter Gestrüpp wuchert. Tschechien vertraut auf die deutschen Zusage, die Lücke zu schließen, ist jedoch bislang doch was böte die durchgängige Bahn für Vorteile: Die Zahl der Fahrgäste, vor allem aus Tschechien, würde sprunghaft ansteigen, weil dort die Bahn noch einen anderen Stellenwert hat als hierzulande. Die Fahrzeit von Rumburk nach Decin über Sebnitz würde sich um die Hälfte verkürzen. Und es gäbe eine Eisenbahn, die zwei Nationalparks umrundet - mehr sanfter Tourismus geht kaum. Es könnte zusätzliche Ausflugstipps geben, Wanderungen von Bahnhof zu Bahnhof, alles wäre rundum erschlossen. Bislang aber finden sich solche Konzepte, ja nicht einmal Ideen dafür, in keinem touristischen Portfolio.
Und es geht beim Lückenschluss nicht nur um das eine Gleis, es geht auch um die Existenz des Sächsische-Schweiz-Rings auf Dauer. Mit viel Glück hat die schon oft vor dem Aus stehende Strecke bis jetzt überlebt. Nach dem Fall Josef und seinen Querelen gab es die Zusage von der Bahn an Sebnitz, die Strecke zu erhalten. Und nach der Flut 2010 reparierte die Bahn die Schäden, weil sie dazu verpflichtet ist. Kommt aber der Lückenschluss nicht, kann man sicher auch ohne viel hellseherisches Geschick davon ausgehen, dass dann auch irgendwann das Ende des Sächsische- Schweiz-Rings besiegelt ist.
Das wäre in vielerlei Hinsicht schade: Für die Menschen fiele eine wichtige Anbindung weg, Touristen hätten ein Transportmittel weniger, die Bahn hätte seit 2001 vergeblich mehr als 17 Mio. Euro in die Strecke investiert. m 7. Juni nun will die VVO-Verbandsversammlung den Finanzierungsvertrag mit der Bahn zum Lückenschluss beschließen. Es ist der Schlussakt, bevor der Bau ausgeschrieben werden kann. Es wäre fatal, den Kontrakt nicht zu beschließen. Alles steht ja schon fest: Zug-Takt, Fahrplan, künftiger Betreiber. Der Grenzübergang eröffnet viele Möglichkeiten. Bleiben sie ungenutzt, ist die Blamage perfekt, es wird dann sicher nie eine grenzüberschreitende Bahn zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna geben. Kommt der Lückenschluss aber, dann sollten auch die Menschen in der Region dafür sorgen, dass er bleibt - und wieder öfter Zug fahren.
21 Jahre dauert inzwischen der Kampf um den Bahngrenzübergang in Sebnitz. 2014 könnte nun der erste Zug rollen. Könnte.
Von Thomas Möckel
Der kleine Wartesaal im kleinen Bahnhofsgebäude von Goßdorf-Kohlmühle muss sich wohl etwas
verwirrt vorgekommen sein. Selten hatten in letzter Zeit so viele Gäste in ihm gesessen wie am Montagabend. Zwar fährt aller zwei Stunden noch ein Zug durch den Hohnsteiner Ortsteil und hält auch da, viele Reisende steigen aber nicht ein oder aus. Oft sind es ein paar Touristen, meist aber Einheimische. Für Pendler aus dem Ort ist die Bahn eine gute und günstige Alternative, das tief im Tal gelegene Dorf zu verlassen und wieder zu erreichen. Eine Truppe engagierter Bahnfreunde - die Interessengemeinschaft Kohlmühle - macht sich schon seit einiger Zeit dafür stark, die Bahnlinie von Bad Schandau durchs Sebnitztal hinauf bis Neustadt zu erhalten. Und um zusätzliche Fahrgäste in den Zug zu bekommen, kämpft sie auch für den Bau des Eisenbahngrenzüberganges zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna. Fachleute sollten nun auf einem von der IG organisierten Forum Auskunft geben, wann endlich der erste Zug grenzüberschreitend rollt. Das Interesse an dem Thema war derart groß, dass die Diskussion sogar per Kamera und Rechner in einen Nebenraum übertragen werden musste.
Was verbirgt sich hinter dem Projekt Lückenschluss?
Menschen beidseits der Grenze, Bahnfreunde, Tourismus-Fachleute und Kommunalpolitiker fordern bereits seit 1990, die bestehende Lücke im Schienenstrang zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna zu schließen, damit Züge wieder grenzüberschreitend rollen können. Sie sehen den Lückenschluss nicht als Streckenneubau, sondern als Rückkehr zum Urzustand. Seit 1945 fehlen zwischen den beiden Nachbarstädten rund 600 Meter Gleis, die nach Ende des Zweiten Weltkrieges demontiert wurden. "Wir reden nicht über einen Neubau, sondern eine Strecke, die seit 135 Jahren im Bestand ist", sagt der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU). Niemand könne sich leisten, eine solche Strecke infrage zu stellen oder aufzugeben.
Welche Hindernisse gibt es derzeit noch?
Auf dem Weg zum Lückenschluss fehlt jetzt nur noch ein wichtiger Baustein. Die Deutsche Bahn als Eigentümer der Strecke und der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) müssen noch eine sogenannte Finanzierungsvereinbarung unterschreiben, die die Details des Vorhabens regelt. Eigentlich soll dieser Vertrag auf der VVO-Verbandsversammlung am 7. Juni beschlossen werden. Noch aber liegt der Entwurf dem VVO - obwohl schon für Februar zugesagt - nicht vor. Nach Angaben von Hartmut Freitag, Leiter Anlagenplanung Regionalnetze bei der Deutschen Bahn, soll der Vertragsentwurf aber spätestens am 20. Mai beim VVO sein. Holger Dehnert vom VVO sagte zu, dass der geplante Beschluss weiterhin auf der Tagesordnung der Verbandsversammlung stehe. Der Verkehrsverbund müsse den Vertragsentwurf nur noch einmal vorab prüfen, das dauere allenfalls zwei Tage.
Wann kann dann der erste Zug über die Grenze rollen?
Sollte die Finanzierungsvereinbarung beschlossen werden, rechnet Hartmut Freitag mit rund zwei Jahren bis zur ersten Zugfahrt. Sobald die Tinte unter dem Vertrag trocken ist, kann die Bahn das Vorhaben ausschreiben. Erste Aufträge könnten Anfang 2013 vergeben werden, im Frühjahr könnte der
Bau beginnen.
Wird der VVO die Strecke dann auch bedienen?
In der Finanzierungsvereinbarung mit der Bahn muss der VVO auch eine langfristige Bestellgarantie für den Bahnverkehr auf der Strecke abgeben - damit die Bahn nicht von vornherein Geld in ein zum Scheitern verurteiltes Projekt investiert. Für wie lange genau, darüber wird derzeit noch verhandelt. Eine langfristige Bestellgarantie kann der VVO laut Holger Dehnert allerdings nur unter der Voraussetzung abgeben, dass der Freistaat Sachsen die Zuschüsse für die Verkehrsverbünde nicht weiter kürzt.
Ist die Finanzierung für den Bau der Strecke gesichert?
Der Bau des Eisenbahngrenzüberganges kostet rund fünf Millionen Euro. Laut Dehnert ist diese Finanzierung gesichert - die Mittel kommen vom Bund, in dessen Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung das Vorhaben ziemlich weit vorn eingeordnet ist.
Gibt es für die Strecke schon ein Betriebsprogramm?
Ja, es steht schon seit Ende 2010 fest. Züge von Rumburk nach Decinm über Sebnitz und Bad Schandau sollen im Zweistunden-Takt fahren. Täglich sind acht Zugpaare geplant. Die Strecke wird als "U 28" Bestandteil des tschechischen Regionalnetzes "Sluknovsko". Laut Jakub Jerabek, Abteilungsleiter Verkehr in der Bezirksbehörde Usti, ist die Strecke sowohl im derzeit geltenden Verkehrsplan sowie im Verkehrsvertrag mit der tschechischen Bahn als wichtiges Projekt fest verankert. Der Fahrplan ist bereits so genau geplant, dass Menschen aus dem Schluckenauer Zipfel beispielsweise in Decin die Anschlüsse nach Dresden und Prag in kurzer Umsteigezeit erreichen können.
Wie reagiert Tschechien auf den Verzug in Deutschland?
Miroslav Jemelka, mittlerweile in fünfter Amtszeit Bürgermeister von Dolni Poustevna und seit 21 Jahren Verfechter des Bahngrenzübergangs, sieht nun die deutsche Seite in der Pflicht. "Es gibt bereits beiderseitige Abkommen, die müssen endlich erfüllt werden", sagt er. Diese Verbindung sei sehr wichtig für den Schluckenauer Zipfel, Tschechien sei seinen Verpflichtungen bereits nachgekommen. Ein neues Gleis liegt inzwischen bis zur Grenze, der Betrieb auf der Strecke ist schon seit Jahren bestellt. "Eine Entscheidung sollte nun zugunsten der Menschen beidseits der Grenze fallen", sagt Jemelka.
Freistaat und Bahn haben sich geeinigt. Gebaut wird die Strecke von Sebnitz
nach Dolni Poustevna aber deswegen noch lange nicht.
Von Anja Weber
Das Geld für die geplante Eisenbahnstrecke zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna ist gesichert. Die Baukosten wird der Bund stellvertretend für die Deutsche Bahn
übernehmen. Das bestätigt Bahnsprecherin Änne Kliem.
Vertreter der Bahn-Tochter DB Netz und des Sächsischen Wirtschaftsministeriums hätten sich jetzt darauf geeinigt. Bislang war strittig, wer den Ausbau der Trasse
zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna bezahlt. Der Bund lehnte das noch bis letzten Monat ab, mit der Begründung, dass die Strecke ein Neubau und keine Altlast sei. Nun erkenne er die Altlast an.
Doch selbst wenn der Bund jetzt das Geld für den Lückenschluss locker macht, ist der noch immer nicht in Sack und Tüten. Das Bekenntnis der Bahn zwingt jetzt jedoch den Verkehrsverbund Oberelbe und den Freistaat, ihren Part zu erfüllen. Denn von ihren Forderungen weicht die DB Netz nicht ab, sagte Bahnsprecherin Kliem.
VVO muss Vorgaben erfüllen
Dringende Voraussetzung für die Millioneninvestition ist demnach eine langfristige Bestellgarantie vom Verkehrsverbund Oberelbe.
Abgesichert wird die durch einen Finanzierungsvertrag zwischen der DB Netz und dem Verkehrsverbund. Wesentlicher Bestandteil des Vertrages sind die Anzahl der künftig verkehrenden Züge sowie eine langfristige Bindung, um die Wirtschaftlichkeit
abzusichern. Eine verbindliche Aussage dazu seitens des Verkehrsverbundes Oberelbe steht noch aus. So fehlen derzeit noch Angaben vom Freistaat über
eine langfristig gesicherte Finanzierung der Strecke, sagt Änne Kliem.
Auch das Votum der Zweckverbandsversammlung steht noch aus. Laut Verkehrsverbund soll der Finanzierungsplan voraussichtlich im Februar nächsten Jahres vorliegen. Im Sommer werde dann über den Bau entschieden. So sieht es zumindest der Grobplan vor. Im Sebnitzer Rathaus wurde das Ergebnis des Treffens positiv aufgenommen. Die Entscheidung sei mit Blick auf die Realisierung des Vorhabens ein Riesenfortschritt, sagt Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU). Da die Bahn bzw der Bund die Bauleistung finanzieren muss, gibt es keine Vorgaben in Sachen Mindestfahrgastzahlen.
CDU-Stadtrat Günther Gebauer, der sich seit der Wende für den Lückenschluss einsetzt, ist positiv überrascht von der plötzlichen Kehrtwende der Deutschen Bahn "Die Entscheidung ist gut, denn damit hören endlich die Streitereien auf. Jetzt ist der VVO wieder am Zug", sagt er. Auch Lückenschluss-Kämpfer Klaus Fiedler von der SPD-AG Euroregion Elbe-Labe freut sich über den Fortschritt. Skeptisch bleibt er dennoch. "Ich glaube es erst, wenn
ich die ersten Baumaschinen sehen werde", sagt er. Unzumutbar sei jedoch die lange Laufzeit bis zur Verwirklichung des Projektes. "Im Klartext heißt das, dass die Verbandsversammlung des VVO im Sommer 2012 erst ihr Votum zum Bau abgeben kann", sagt Fiedler. Und er hofft, dass dann die Maßnahmen zeitlich so greifen, dass die tschechischen und deutschen Fahrgäste nicht noch Jahre bis zur Inbetriebnahme
der Bahnverbindung warten müssen.
Der nächste entscheidende Termin ist jedoch erst einmal der 1. Dezember, wenn die Verbandsversammlung des VVO über das Betriebskonzept berät.
Sebnitz/Bad Schandau
Trotz der derzeit ungewissen Zukunft des Sächsische-Schweiz-Rings werden auf dem Streckenabschnitt von Sebnitz nach Bad Schandau zunächst wieder Züge rollen. "Ab 13. November können die Züge der Regionalbahn 71 wieder planmäßig fahren", sagt Bahnsprecherin Änne Kliem. Der erste Zug startet 6.55 Uhr in Neustadt.
Der Teilabschnitt war seit 8. August gesperrt, weil die Augustflut an einigen Stellen die Gleisanlagen beschädigt hatte. Am stärksten betroffen waren die Bereiche zwischen Porschdorf und Rathmannsdorf sowie zwischen Mittelndorf und Goßdorf-Kohlmühle. So unterspülten Bäche den Bahndamm, die Gleise hingen teilweise in der Luft. An anderer Stelle lagen Schlamm und Geröll auf den Schienen.
Anfang November begann die Bahn, die Schäden zu reparieren. Fachleute setzen den Unterbau instand, sanierten Brücken und Durchlässe und beräumten die Gleise.
Nur das nötigste Geld investiert
Weil aufgrund der sächsischen Sparpläne im Nahverkehr dem Abschnitt Sebnitz-Bad Schandau möglicherweise das Aus droht, ließ die Bahn die ramponierte Strecke nur mit minimalem Aufwand rekonstruieren. Rund 75 000 Euro investierte die Bahn. Um aber alle Schäden zu beseitigen und die Strecke gegen künftige Flutschäden zu sichern, sind weit über 300 000 Euro nötig. Das Geld soll jedoch erst fließen, wenn die Strecke mittel und langfristig erhalten bleibt.
Vorerst überwiegt in der Region aber die Freude darüber, dass die Züge überhaupt wieder rollen. Anlässlich der Wiedereröffnung der Strecke sind am 13. November mehrere Aktionen geplant.
So lädt der Sebnitzer CDU-Stadtverband alle Interessierten zu einer Bahnfahrt ein. Treff ist 13 Uhr am Sebnitzer Bahnhof. Zudem spielt das Sebnitzer Jugendblasorchester, auch ein kleiner Imbiss ist vorbereitet. "Ich hoffe, die Sebnitzer nutzen die Chance und zeigen nicht nur Präsenz, sondern fahren auch mit dem Zug", sagt der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU).
Die Einwohner von Goßdorf-Kohlmühle sowie der Schwarzbachbahnverein veranstalten ebenso ein Fest und wollen zugleich gegen die Schließung der Strecke protestieren. Geplant ist eine Fahrt mit dem Zug ab 13.04 Uhr von Neustadt, Zustiege sind 13.22 Uhr in Sebnitz und 13.37 Uhr in Kohlmühle möglich. Retour geht es 14.22 Uhr ab Bad Schandau. In Kohlmühle warten dann Kaffee und Kuchen auf die Gäste.
Von Thomas Möckel
Sebnitz/Bad Schandau
Ab Mitte November sollen wieder Züge von Sebnitz nach Bad Schandau rollen.
Für wie lange, ist aber weiterhin ungewiss.
Im Kampf um eine wieder intakte Bahnstrecke haben Bahnbefürworter und Anliegergemeinden einen Erfolg errungen. Knapp drei Monate nach dem Augusthochwasser sicherte die Deutsche Bahn jetzt zu, die Flutschäden auf dem Abschnitt des Sächsische-Schweiz-Rings zwischen Sebnitz und Bad Schandau zu beseitigen.
Allerdings beschränken sich die Arbeiten zunächst darauf, die ramponierten Gleisanlagen wieder in einen befahrtauglichen Zustand zu versetzen. Nach SZ-Informationen will die Bahn Schienen und Gleisbett vom 4. bis 12. November sanieren lassen. "Spätestens ab Mitte November kann der Verkehr wieder aufgenommen werden", sagt Bahnsprecherin Änne Kliem.
Der starke Regen und das Hochwasser im August hatte den Streckenabschnitt zwischen Sebnitz und Bad Schandau an mehreren Stellen stark beschädigt. Laut der Bahnsprecherin sind die größten Schäden zwischen Porschdorf und Rathmannsdorf sowie zwischen Mittelndorf und Goßdorf-Kohlmühle aufgetreten. So unterspülten beispielsweise Bäche den Bahndamm, die Gleise hängen teilweise in der Luft. An anderer Stelle lagern Geröll und Schlamm auf den Schienen. Zudem beschädigte das Wasser insgesamt 21 Brücken und einen Durchlass. Rund 75000 Euro investiert die Bahn zunächst, damit die Züge zumindest wieder gefahrlos über die Strecke rollen können.
Die Bahn zögert
Fahrgäste und Anliegergemeinden hatten die Bahn in der vergangenen Zeit mehrfach dazu gedrängt, die Bahnlinie wieder zu sanieren - zumal die Bahn nach dem Allgemeinen Eisenbahngesetz auch verpflichtet ist, beschädigte Strecken in einen betriebssicheren Zustand zu versetzen.
Erst kürzlich warf der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) in einem Brief der DB Netz AG vor, sie verzögere die Arbeiten wegen der ungewissen Zukunft der Bahnstrecke. Er forderte die Bahn auf, die Versäumnisse umgehend zu korrigieren.
Die Bahn ihrerseits weist die Vorwürfe indes zurück. Für die lange Dauer bis zur Reparatur sei vielmehr ursächlich, dass die Bahn nach Rückgang des Wassers zunächst die Schäden aufnehmen, bewerten, dokumentieren, Angebote einholen und Baukonzepte erarbeiten musste. "Ein früherer Baubeginn war aufgrund gebundener Kapazitäten nicht möglich", sagt Änne Kliem.
Allerdings zögert die Bahn derzeit, größere Summen in die Strecke zu investieren, obwohl das Ausmaß der Schäden weitaus höher liegt als die Reparaturkosten. Die Folgen der Flut beziffert die DB Netz AG auf rund 290 000 Euro. Zudem sind zusätzlich 100 000 Euro für ein Bauwerk nötig, das verhindert, dass die Strecke künftig erneut überspült wird.
Investition wird wertlos
Hinderlich für den nötigen Geldfluss ist aus Sicht der Bahn vor allem der Umstand, dass der Freistaat Sachsen ab dem kommenden Jahr die Zuschüsse für den öffentlichen Nahverkehr kürzen will. Sofern der Landtag diesen Kahlschlag im Dezember mit dem Haushalt beschließt, plant der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) unter anderem bereits das Aus der Bahnstrecke zwischen Sebnitz und Bad Schandau.
Die Bahn argumentiert nun, ein Einsatz von mindestens 250 000 Euro in die Sanierung sei nur gerechtfertigt, wenn der Verkehr auf dieser Linie nicht abbestellt wird. Andernfalls würde diese Investition wertlos.
Zur Frage, ob die Bahn im Fall eines Strecken-Aus bereits getätigte Investitionen zurückfordern könnte, will sich das Unternehmen nicht artikulieren. Zu den vertraglichen Regelungen mit dem VVO äußere man sich nicht in der Öffentlichkeit, heißt es seitens der Bahn.
Unterdessen wirbt die Bahn aber dafür, dass die Stadt Sebnitz und die Region gemeinsam mit dem VVO den Verkehr auf der Linie mittel und langfristig sichern.
Als Günther Gebauer 1962 begann, den Sebnitzer Bahnhof zu leiten, herrschte noch emsiges Treiben. 52 Mitarbeiter beschäftigte die Bahn damals auf dem Bahnhof, angefangen vom Fahrkartenverkäufer bis hin zu jenen, die geflissentlich Gepäck trugen und die Ladung der Güterwaggons kontrollierten. "Da war hier noch richtig viel los", sagt Gebauer. In seiner Stimme schwingt Wehmut, denn die guten alten Zeiten sind unwiederbringlich vorbei.
Neben anderen Fragen, angefangen vom kostenlosen Kindergartenjahr bis zur grenzüberschreitenden medizinischen Versorgung oder Auswirkungen der Wirtschaftskrise in der Region kam natürlich auch der Eisenbahnübergang Sebnitz / Dolni Poustevna zur Sprache. Günther Gebauer schilderte die "unendliche Geschichte" der Sebnitzer und des Landkreises nach der Wende den Übergang und damit eine durchgehende Eisenbahnverbindung wieder zu errichten.
Der Sebnitzer Bahnhof ist seit gestern personell komplett entvölkert. Die Bahn zog jetzt das einzig noch verbliebene Personal - Fahrdienstleiter und Stellwerkswärter - ab. Entlassen werden sie nicht, sie wechseln lediglich ihren Dienstort. "Sie werden in ihren Berufen in der Region weiter beschäftigt", sagt Bahnsprecherin Daniela Bals.
Die beiden Bahnmitarbeiter müssen ihre Posten räumen, weil der Schienennetzbetreiber ein Stück Zukunft einziehen lässt: Seit Dienstagmorgen 5 Uhr fahren die Züge auf der Strecke Neustadt-Bad Schandau nach dem elektronisch unterstützen Zugleitbetrieb.
Ein einziger noch verbliebener Fahrdienstleiter in Neustadt regelt nun alle Zugfahrten auf der Strecke nach Bad Schandau. Per Funk erteilt er dem jeweiligen Lokführer die Erlaubnis, wann der Zug fahren darf. Zudem sieht er auf einem Computerbildschirm, wo sich der auf die Strecke geschickte Triebwagen gerade befindet. Der Lokführer muss sich seinerseits an vorgegebenen Punkten beim Fahrdienstleiter melden. "Das ist ein bewährtes System für solche Nebenstrecken, auf denen die Züge nur im Zweistundentakt verkehren", sagt Bals.
Fahrdienstleiter und Lokführer kommunizieren jetzt ausschließlich per Satellit und Funk miteinander, was nicht ganz unproblematisch ist: Auf der Strecke nach Bad Schandau durchfährt der Zug mehrere Tunnel, die Route ist mit Funklöchern gespickt. Bereits im Vorfeld ließ die Bahn an der Trasse zwischen Neustadt und Bad Schandau 15 neue Funkmasten setzen. "Sie sollen eine durchgängige Funkverbindung sichern", sagt Gebauer. Denn Lokführer müssen jederzeit und überall erreichbar sein - auch im Tunnel. "Das System gilt als sicher", sagt die Bahnsprecherin.
Signale sind überflüssig
Auch wenn die Fahrgäste vom jetzt eingeläuteten neuen Bahnzeitalter nichts spüren, geht doch ein Teil der Bahngeschichte verloren. Mit dem Personal verschwinden auch einige Anlagen, die bis jetzt unverzichtbar waren.
Sämtliches mechanische Hauptsignal ließ die Bahn bereits abbauen - sie sind nun überflüssig. "Somit ist am Montagabend nach 104 Jahren in Sebnitz zum letzten Mal ein Signal auf .Freie Fahrt' gestellt worden", sagt Lokführer Axel Förster aus Krippen. Auch die Weichen werden nicht mehr von Menschenhand bedient. Der Zug drückt sie in die jeweilige Lage, danach schnappen sie automatisch in ihre Ausgangsposition zurück. Die Tage des imposanten mechanischen Hebelstellwerks sind ebenfalls gezählt.
Gebauer, der den Bahnhof 22 Jahre lang leitete, sieht den technischen Neustart eher zwiespältig. "Ich habe mich ja an die Rationalisierung bei der Bahn gewöhnt", sagt er, "aber es ist schon ein komisches Gefühl, dass nun kein einziger Bahnmitarbeiter mehr auf dem Bahnhof ist."
Von Steffen Neumann SZ.SEBNITZ@DD-V.DE
"Die Tschechen stehen an der Grenze, und wir sind nicht mal mit dem Planverfahren fertig. "Was der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) kürzlich befürchtet hat, ist Wirklichkeit geworden. Die Bauarbeiten zur Wiederaufnahme des grenzüberschreitenden Zugverkehrs auf der Strecke Sebnitz - Dolni Poustevna (Niedlereinsiedel) sind auf tschechischer Seite abgeschlossen. In nur etwas mehr als einem Monat wurde nicht nur ein modernisiertes Gleis direkt bis an die böhmisch-sächsische Grenze verlegt, sondern die gesamte Strecke bis nach Mikulasovice (Nixdorf) wurde modernisiert. "Einige Abschnitte wurden das letzte Mal 1939 erneuert", sagt Jindrich Franek, Leiter der Abteilung Verkehr beim Bezirk Usti. "Die Modernisierung war also überfällig, um höhere Geschwindigkeiten zu erreichen." Damit hat Tschechien nicht nur seine Schuldigkeit am Grenzübergang getan. Denn nun ist die ganze Strecke über Sluknov (Schluckenau) bis nach Rumburk (Rumburg) in einem modernisierten Zustand. "Das entspricht der mit dem Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) vereinbarten langfristigen Konzeption, die Linie Rumburk - Sebnitz - Decin (Tetschen) durchgehend zu betreiben", sagt Franek weiter. In dieser Konzeption ist Dolni Poustevna nur noch ein Haltepunkt unter vielen, weshalb es im Ort nun keine Rangiermöglichkeit mehr gibt. Die Strecke würde dann von Neustadt aus gesteuert. Deshalb setzt die tschechische Eisenbahn Ceske drahy jetzt vorübergehend Triebwagen ein.
Neben anderen Fragen, angefangen vom kostenlosen Kindergartenjahr bis zur grenzüberschreitenden medizinischen Versorgung oder Auswirkungen der Wirtschaftskrise in der Region kam natürlich auch der Eisenbahnübergang Sebnitz / Dolni Poustevna zur Sprache. Günther Gebauer schilderte die "unendliche Geschichte" der Sebnitzer und des Landkreises nach der Wende den Übergang und damit eine durchgehende Eisenbahnverbindung wieder zu errichten.
Gewappnet für Lückenschluss
"Für uns ist hier alles schon so, als ob wir nach Sebnitz fahren würden. Selbst die dreisprachigen Bahnhofsschilder weisen in die deutsche Stadt." Beim Bürgermeister von Dolni Poustevna, Miroslav Jemelka, will trotz des großen Erfolgs nicht so recht Freude aufkommen. Seit 14 Jahren ist er im Amt, und seitdem kämpft er für die Wiederaufnahme der durchgehenden Zugverbindung, die nach 1945 gekappt worden war. "Damals dachte ich, das sei eine Sache von drei Jahren." Jemelka versteht langsam nicht mehr, warum die Züge immer noch nicht fahren. "Ich habe gehört, dass in Deutschland nun die Mittel für den Betrieb fehlen. Das hätte man doch aber vorher wissen können. Wir haben immerhin ein zwischenstaatliches Abkommen für den Betrieb der Strecke."
In Jemelkas Ohren ist die ganze Diskussion um Mindestfahrgastzahlen nicht nachvollziehbar. "Schon heute fahren täglich 860 Passagiere zwischen Dolni Poustevna und Rumburk, und da liegen wir nur am Rande. Wie soll das erst werden, wenn es die Verbindung nach Decin über Bad Schandau gibt", so der Bürgermeister, der sich durch die Fertigstellung auf tschechischer Seite ermutigt sieht.
Mut haben auch jene zehn Teilnehmer einer Aktionsgruppe für den Lückenschluss aus Sebnitz und Dolni Poustevna geschöpft, die sich vergangene Woche mit eigenen Augen von dem neuen Gleis überzeugt haben. "Wir wollen uns nicht länger hinhalten lassen. Deutschland ist im Zugzwang", erklärt ihr Sprecher Rainer Böhme, der zugleich Kreisrat (Die Linke) ist. Di Initiative will in Zusammenarbeit mit allen Parteien einen Vorschlag zur Umsetzung der "preiswertesten und zugleich zukunftsträchtigsten Variante" in den Kreisrat einbringen. Zugleich soll ein Schreiben an den neuen Wirtschaftsminister und den Verkehrsverbund gehen. Außerdem sind weitere Aktionen geplant. Die Gruppe hat im Juni bereits erfolgreich eine Demonstration organisiert.
Starkes Argument
Der Rückendeckung des Bezirkes Usti können sich die Aktivisten gewiss sein. "Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat unserer Bezirkshauptfrau Jana Vanhova die volle Unterstützung des Freistaats für die Wiederaufnahme des Streckenbetriebs gegeben. Die Fertigstellung des Gleises bei uns ist nun ein starkes Argument für die deutsche Seite, auch mit dem Bau zu beginnen" gibt sich Abteilungsleiter Franek zuversichtlich.
Von Thomas Schade
Dieter Hesse und sein tschechischer Helfer Petr Kuchar haben geschuftet für die sächsisch böhmische Freundschaft. Fünf Tage lang beseitigten sie Wildwuchs und räumten den alten Bahndamm zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna wieder frei. Für den 72-jährigen Hesse gilt: einmal Eisenbahner immer Eisenbahner. 42 Jahre war er auf dem Bahnhof Neustadt in Sachsen tätig. Das Streckennetz hier Kennt er wie kaum ein anderer. Deswegen hat er es nie verwunden, dass 1945 der Zugverkehr zwischen Sebnitz und Rumburg eingestellt wurde. Mit einer Bürgerinitiative versucht er seit Jahren, der Verbindung neues Leben einzuhauchen.
Am 12. Juni lagen zwanzig Meter Eisenbahngleis quer über der Grenze auf dem alten Bahndamm - mühevoll vormontiert von Hesse und seinen Helfern. Vor viel Publikum schraubten die Bürgermeister von Sebnitz und Dolni Poustevna, Mike Ruckh und Miroslav Jemelka, die Schienen fest. Beide Grenzorte warben damit offiziell für die Wiedereröffnung der Strecke.
90 Büro vom Schrotthändler
Doch das Vorhaben stößt auf Schwierigkeiten. Wenige Tage nach der bilateralen Gleismontage sind die 15 Eisenschwellen von je 75 Kilo Gewicht verschwunden. "Was sind das für Menschen, die so etwas klauen?", frage Hesse. Tschechische Polizisten entdeckten die Schwellen angeblich auf einem Schrottplatz in Rumburg. Gerade mal 90 Büro soll dem Schrotthändler das symbolische Eisen wert gewesen sein.
…
Von Thomas Möckel und Daniel Förster
MOECKEL.THOMAS@DD-V.DE
Die Kollision beschädigte Frontscheibe und Dach des Zuges. Verletzte gab es dort nicht - aber in Rückersdorf. Dort traf ein umstürzender Baum eine Radfahrerin.
Auszug
Ein kurzes, aber heftiges Unwetter hat gestern Abend in der Sächsischen Schweiz einen Großeinsatz von Rettungskräften und der Feuerwehr ausgelöst. Schwere Sturmböen knickten Bäume um und ließen Äste abbrechen. Starker Regen unterspülte Straßen. In Rückersdorf wurde eine Frau durch einen umkippenden Baum verletzt. Hauptsächlich betroffen von dem Gewitter waren die Regionen Sebnitz, Rückersdorf, Rathmannsdorf und Bad Schandau. Straßen und Bahngleise mussten teilweise gesperrt werden, die Aufräumarbeiten dauerten bis in die Nacht.
REGIONALZUG KOLLIDIERT MIT UMGEKIPPTEM BAUM
Ein Regionalzug ist gestern Abend gegen 18.30 Uhr auf der Strecke Sebnitz - Bad Schandau in der Nähe des Haltepunktes Hainersdorf in einen umgestürzten Baum gekracht und hat diesen rund zehn Meter mitgeschleift. Bei der Kollision wurden die Frontscheibe sowie das Dach des Triebwagens beschädigt. Verletzt wurde niemand dank der schnellen Reaktion des Lokführers. Geistesgegenwärtig hatte er sofort eine Vollbremsung eingeleitet, als er den entwurzelten Baum sah. Dadurch wurde die Wucht des Aufpralls gemindert. Üblicherweise fahren die Züge an dieser Stelle mit Tempo 60. Weil der Lokführer aufgrund des Unwetters Schäden auf der Strecke befürchtete, hatte er bereits im Vorfeld die Geschwindigkeit gedrosselt. "Durch sein umsichtiges Handeln hat der Lokführer die Passagiere vor Schaden bewahrt und konnte sich auch selbst rechtzeitig in Sicherheit bringen", sagte ein Bahnmitarbeiter. Die Fahrgäste konnten den Zug nach der Kollision verlassen und wurden mit einem eilig organisierten Bus nach Bad Schandau chauffiert.
Die alarmierte Feuerwehr Sebnitz befreite den Zug aus seiner misslichen Lage. "Wir waren mit drei Autos und 17 Kameraden am Einsatzort", sagt Wehrleiter Gerd Gnauck. Die Feuerwehrleute zersägten den Stamm und entfernten das Holz, das teilweise unter dem Zug lag. Die Reste des Baumes und den Wurzelballen hievten die Kameraden in einen Graben neben der Bahnstrecke. Andernfalls drohten sie, ebenfalls auf die Gleise zu stürzen. Der noch fahrtüchtige Zug fuhr anschließend nach Sebnitz und von dort aus in eine Werkstatt nach Dresden. Die Bahnstrecke war rund zwei Stunden gesperrt.
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Günther Gebauer, Eisenbahnexperte und Kämpfer für den Lückenschluss zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna nutzte die Gunst der Stunde, als Ministerpräsident Stanislaw Tillich zu den Blumentagen auch Gast einer Veranstaltung des CDU-Stadtverbandes war.
Sebnitz.
Neben anderen Fragen, angefangen vom kostenlosen Kindergartenjahr bis zur grenzüberschreitenden medizinischen Versorgung oder Auswirkungen der Wirtschaftskrise in der Region kam natürlich auch der Eisenbahnübergang Sebnitz / Dolni Poustevna zur Sprache. Günther Gebauer schilderte die "unendliche Geschichte" der Sebnitzer und des Landkreises nach der Wende den Übergang und damit eine durchgehende Eisenbahnverbindung wieder zu errichten.
Drei Anläufe gab es. Und nun kurz vor dem Ziel, wo endlich alle bürokratischen Hürden beseitigt, die Investitionen für den Bau des 600 Meter Gleises und der Anlagen gesichert sind, soll es an den Betriebskosten scheitern? "2010 können wir den Übergang eröffnen, der für den Tourismus eine wichtige Rolle spielt, aber auch für die tschechischen Bürger. Für sie verkürzt sich die Fahrzeit von 2,5 Stunden auf 35 Minuten, wenn sie nicht mehr über Rumburk fahren müssen", macht Günther Gebauer deutlich.
Tschechien ist Mitglied der EU und die guten nachbarschaftlichen Beziehungen würden beiden Seiten nützen. Wenn jetzt das Projekt an den 1,2 Millionen jährlichen Betriebskosten hängt, die der WO nicht aufbringen kann, müsse dringend gehandelt werden. Deswegen bat Gebauer den Ministerpräsidenten, auf Wirtschaftsminister Jurk einzuwirken, dem VVO die fehlenden Mittel bereit zu stellen. "Ich war kürzlich in Prag und konnte feststellen, dass die tschechische Seite diesen Eisenbahnübergang unbedingt will und alles dafür getan hat. Deshalb kann es jetzt nicht sein, dass der VVO das Projekt der Kosten wegen auf Eis legt", bekräftigt auch Tillich. Es müsse deshalb über nötige Zuschüsse diskutiert werden, auch wenn der Freistaat nicht alles übernehmen müsse. Diese Worte hörten sowohl OB Mike Ruckh als natürlich besonders Günther Gebauer sehr gern. Man wird sehen, wie schnell sich etwas tut.
Die Zeit drängt jedenfalls. Am 19. Mai führen OB Mike Ruckh und Günther Gebauer Gespräche mit Senator Sykacek, der gleichzeitig Bürgermeister von Rumburk ist, zum Thema Eisenbahnübergang. Ziel ist, die zukünftige gemeinsame Vorgehensweise abzustimmen und weitere Schritte festzulegen, sowie Druck auf die übergeordneten Stellen auszuüben, vor allem aufs sächsische Wirtschaftsministerium. (caw)
Der geplante Lückenschluss im Bahnverkehr erfordert eine neue Kreuzungsstelle. Kritiker beanstanden nun die immensen Kosten.
Von Thomas Möckel
Der geplante Lückenschluss im Schienennetz zwischen Sebnitz und dem tschechischen Dolni Poustevna ist erneut in die öffentliche Kritik geraten. Rügten die Kritiker noch vor Kurzem die lange Zeitdauer von 17 Jahren, die seit der Idee für dieses Projekt bis heute vergingen, befürchten sie nun, dass das rund fünf Millionen Euro teure Vorhaben wertvolle Steuergelder verschlingt.
Unbehagen verursacht vor allem der Umstand, dass an der eingleisigen Strecke von Sebnitz nach Bad Schandau im Bahnhof Goßdorf-Kohlmühle eine neues Ausweichgleis gebaut werden soll - obwohl nur einen Bahnhof entfernt in Ulbersdorf bereits ein zweites Gleis existiert, wo Züge einander ausweichen können. "Für mich stellt sich das Ganze als ein ziemlich sinnloses und zudem sehr teures Experiment dar", sagt Sven Köhler aus Ulbersdorf. Auch sieht er immense Kosten auf den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zukommen, um den Lückenschluss zu finanzieren.
WER FINANZIERT DEN LÜCKENSCHLUSS?
Die rund fünf Millionen Euro für den Lückenschluss und die damit verbundene Inbetriebnahme des Sächsisch-Böhmische-Schweiz-Rings kommen vom Bund und sind für Projekte der Schieneninfrastruktur vorgesehen. "Eingesetzt werden diese Mittel zum einen für den Bau der Gleisverbindung nach Tschechien", sagt Hendrik Wagner, Sprecher des Verkehrsverbundes Oberelbe (WO). Zum anderen werden mit dem Geld notwendige Anpassungsarbeiten im Bahnhof Sebnitz sowie die neue Kreuzungsstelle in Goßdorf-Kohlmühle finanziert. Laut WO muss sich der Landkreis an dem Projekt nicht finanziell beteiligen. Allerdings kommen im Vorfeld auf Anliegergemeinden der Bahnstrecke - vor allem Sebnitz und Hohnstein - vermehrt Kosten zu. Weil sich künftig der Bahnverkehr auf der Strecke ausweitet, werden Bahnübergänge modernisiert und sicherheitstechnisch aufgerüstet. An den Kosten dafür müssen sich die Gemeinden zu einem Drittel beteiligen.
WARUM IST IN GOSSDORF EIN NEUES GLEIS ERFORDERLICH?
Ist die Gleislücke nach Tschechien geschlossen, verkehren die Züge auf der Linie Sebnitz-Bad Schandau im Stundentakt - und müssen künftig einander ausweichen können. Bei der Planung des Zugverkehrs hat für den WO Priorität dass Reisende möglichst rasch ihre Anschlüsse an die S-Bahnlinie in Bad Schandau erreichen. Um dies zu gewährleisten und zu verbessern, muss laut WO in Goßdorf-Kohlmühle eine neue Kreuzungsstelle gebaut werden. "Würde die alte Kreuzungsstelle in Ulbersdorf weiter genutzt, müssten die Fahrgäste in Bad Schandau lange auf ihre Anschlüsse in alle Richtungen warten", sagt Wagner.
BEZUSCHUSST DEN BETRIE AUF DER BAHNSTRECKE?
Jährlich sind rund 1,3 Millionen Euro nötig, um den Zugverkehr auf der Strecke künftig zu betreiben weil der Schienennahverkehr grundsätzlich ein Zuschussgeschäft ist und nicht kostendeckend arbeitet. Die Gelder für den Betrieb stammen laut WO aus sogenannten Regionalisierungsmitteln des Bundes, die der Freistaat Sachsen dem WO zur Verfügung stellt. Die sächsische Finanzierungsverordnung, die regelt, wie das Geld verteilt wird, ist bislang allerdings nicht in Kraft getreten.
SEBNITZ / DOLNI POUSTEVNA.
Das wurde kürzlich bei einem Treffen des stellvertretenden Bezirkshauptmanns der Region Usti Radek Vonka, des Landrates Michael Geisler, des Sebnitzer OB Mike Ruckh und des VVO-Geschäftsführers Knut Ringat in Usti nad Labem deutlich.
Neben der Berichterstattung zum derzeitigen Stand der Planungen ging es hauptsächlich um die Garantie zur künftigen Zugbestellung in diesem Gebiet. Michael Geisler machte noch einmal deutlich, wie bedeutend der Lückenschluss für das Zusammenwachsen der Sächsischen und Böhmischen Schweiz ist: "Die Erneuerung des 600 Meter langen Gleisstücks setzt positive Impulse in der verkehrlichen, wirtschaftlichen und touristischen Entwicklung". Deshalb sollen die Planungen bis Ende Juni soweit fertig sein, dass die Anträge zur Herstellung des Baurechts gestellt werden können. Die beauftragten Planungsbüros auf deutscher und tschechischer Seite arbeiten eng zusammen, um beide Eisenbahnsysteme hinsichtlich des Gleisneubaus sowie der sicherungstechnischen Anpassung zusammen zu führen.
"Der durchgängige, umsteigefreie Zugverkehr im Gebiet des Schluckenauer Zipfels und des Bereichs Sebnitz / Bad Schandau ist Teil eines umfassenderen Konzepts zur Förderung des grenzüberschreitenden Nahverkehrs", sagte Knut Ringat. Insgesamt eröffne die Verbindung der Streckennetze neue Chancen, um den Bahnverkehr im Dreieck Bad Schandau, Decin und Rumburk attraktiv zu gestalten und den Bestand bislang schwächer nachgefragter Nebenstrecken im Grenzgebiet dauerhaft zu sichern.
Um den Zugverkehr auf dieser Strecke langfristig zu sichern, berieten Radek Vonka und Landrat Geisler den Entwurf einer Verwaltungsvereinbarung. Diese Vereinbarung regelt die zukünftige Zusammenarbeit zwischen dem Bezirk Usti und dem VVO zu einem abgestimmten Fahrplan und der künftigen Vergabe dieser Leistungen im Bahnnahverkehr. Vonka und Geisler kamen überein, diese Abmachung noch 2008 unterzeichnen zu lassen.
SEBNITZ / DOLNI POUSTEVNA.
Auf der letzten Pressekonferenz des VVO, die unter der Regie von Geschäftsführer Knut Ringat über die Bühne ging ehe er sich in die Region Frankfurt verabschiedet, konnte eine erfolgreiche Bilanz verkündet werden. So ist es dem VVO seit Verbundstart in nur zehn Jahren gelungen, die Fahrgastentwicklung trotz Bevölkerungsrückgang in der Region um acht Prozent zu steigern. Beeindruckend auch das Infrastrukturprogramm 2010.
Und doch dümpelt ein Projekt weiter vor sich hin: der geplante Eisenbahngrenzübergang Sebnitz - Dolni Poustevna. Auf die Frage, ob es denn 2008 noch etwas wird mit der Einweihung, musste Ringat leider vertrösten. "Ich hätte die Verbindung gern 2008 eingeweiht, aber es wird wahrscheinlich erst Anfang 2009, da wir uns noch in komplizierten Genehmigungsverfahren befinden", so Ringat. Es müsse beispielsweise geklärt werden, wo welche Signale stehen und wem sie gehören.
Wie der VVO der Stadt Sebnitz mitgeteilte, laufen die vorbereitenden technischen Planungen für die Baumaßnahme unvermindert weiter. Das erforderliche Baugrundgutachten ist fertig gestellt. "Im Rahmen der Genehmigungsplanung hat Sebnitz die für den Wiederaufbau des Lückenschlusses erforderlichen Grundstücksflächen der DB Netz für einen symbolischen Preis zum Kauf angeboten. Die Genehmigungsplanung soll im April 2008 vorliegen und dient als Grundlage für das vom Eisenbahnbundesamt durchzuführende Planrechtsverfahren", bestätigt OB Mike Ruckh.
Unbenommen offener Termine auf tschechischer Seite, soll auf deutscher Seite die technische Planung bis zur Baureife vorangebracht und die Finanzierung abgestimmt werden. Jetzt sei aber vor allem die Bezirksverwaltung Usti gefragt. Das letzte Hindernis ist nach wie vor die fehlende Bestellgarantie für den Abschnitt Dolni Poustevna - Rumburk. Mit seinem tschechischen Amtskollegen Miroslav Jemelka aus Dolni Poustevna will sich Ruckh nun nochmals mit der Bezirksverwaltung Usti in Verbindung setzen.
Auch die SPD-AG Elbe-Labe hat mehrfach auf die wirtschaftliche und touristische Bedeutung des Überganges verwiesen und auf dem UB-Parteitag einen Antrag eingebracht, wo SPD-Wirtschaftsminister Thomas Jurk und Bundes-Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee aufgefordert werden, das Projekt zu unterstützen. Hauptsache es hilft!
Streit. Ein Verein hat sich den Namen "Sächsische Semmeringbahn" gekauft. Für eine Bahn, die seit Jahren nicht mehr fährt.
Sie ist eine Legende: Die 1854 in Österreich eröffnete Semmeringbahn war die erste Normalspur-Gebirgsbahn Europas. Mit 14 Tunneln, 16 Viadukteri und über 100 gewölbten Brücken gilt die rund 41 Kilometer lange Trasse als Meilenstein des Eisenbahnbaus. Kein Wunder, dass sich ähnliche Bahnstrecken gern mit dem gleichen Namen schmücken.
So auch in Sachsen. Wer mit dem Zug von Bad Schandau über Sebnitz nach Neustadt unterwegs war, wähnte sich auf der "Sächsischen Semmeringbahn". Bisher. Von nun an sollte der Reisende diesen Begriff allerdings nur noch in den Mund nehmen, wenn er sich nicht vor dem Staatsanwalt furchtet.
"Es gibt nur eine Sächsische Semmeringbahn", sagt Holger Demnitz. Er ist Vorsitzender des "Sächsischen Museumseisenbahnvereins Windbergbahn" mit Sitz in Dresden und der Meinung, dass die wahre Sächsische Semmeringbahn nicht von Bad Schandau nach Neustadt, sondern von Freital über Dresden-Gittersee nach Possendorf führt. Um seine Ansicht zu zementieren, hat sich der Verein den Begriff "Sächsische Semmeringbahn" beim Deutschen Patent- und Markenamt schützen lassen.
Das geschah bereits im April 2006. Weil kaum jemand davon wusste, verstrich die Einspruchsfrist - und Holger Demnitz kann nun selbstsicher konstatieren, dass der Verein gegen jeden, der die Bezeichnung Sächsische Semmeringbahn bewusst und "fälschlicherweise" für die Sebnitzer Strecke nutzt, vorgehen wird. Und zwar "mit allen rechtlichen Mitteln".
Werbung für den Papierkorb
Beim Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) löste der Windbergbahn-Verein mit seinem Coup eine mittlere Krise aus. Denn unter dem Titel "Semmering mobil" hatte der VVO eine Image-Kampagne für die Strecke durchs Sebnitztal gestartet. Im Herbst sollten an den Haltepunkten Informationstafeln und Wanderkarten angebracht werden, ein Faltblatt für Ausflügler stand kurz vor der Drucklegung - alles mit dem Begriff "Sächsische Semmeringbahn". "Wir mussten das Projekt stoppen", sagt VVO - Sprecher Axel Bergmann verärgert. Jetzt wird der Semmering ausradiert und durch "Sächsisch-Böhmische Nationalparkbahn ersetzt."
Auch die Eisenbahnfreunde in der Sächsischen Schweiz schütteln über den Windbergbahnverein den Kopf. "Die Strecke Bad Schandau - Sebnitz - Neustadt trägt den Beinamen schon seit Jahrzehnten" sagt der Sebnitzer Günter Weßner. Sogar in den Kursbüchern der Deutschen Reichsbahn und später der Bahn AG war sie als solche verzeichnet. "Bereits 1905 gab es in Sebnitz ein Gasthaus Zum Semmering'", sagt Weßner.
Holger Demnitz ficht das nicht an. Er beruft sich auf einen Ausspruch des Sächsischen Königs Johann, der 1857 über die Freitaler Strecke gesagt haben soll: "Auch wir haben nun eine Semmeringbahn, eine sächsische Semmeringbahn." Zu erwähnen bleibt, dass auf der Freitaler "Semmering- oder Windbergbahn" 1993 der letzte planmäßige Zug fuhr. Ein großer Teil der Strecke ist heute Radweg. Um den Erhalt des verbliebenen Abschnittes von Freital nach Dresden - Gittersee kämpft der Windbergbahn - Verein mit großem Engagement.
Welche Strecke hat den Titel "Sächsische Semmeringbahn" wirklich verdient?
DIE BAHNEN
- Sebnitztalbahn:
Die 28 Kilometer lange Strecke Neustadt-Sebnitz-Bad Schandau wird als "Sebnitztalbahn" bzw. "7-Tunnel Bahn" bezeichnet. Wegen ihrer Tunnel und Brücken und des charakteristischen Streckenprofils nennt man sie "Sächsische Semmeringbahn", obwohl sie keine echte Gebirgsbahn ist. Eröffnet wurde die Strecke 1877.
- Windbergbahn: Sie wurde bereits 1856 zwischen Freital - Birkigt und Hänichen zur Erschließung der dortigen Kohlebergwerke gebaut. Der erste Zug fuhr am 1. April 1857. Die Strecke wurde von König Johann als sächsische Semmeringbahn bezeichnet und 1908 bis Possendorf verlängert (Länge insgesamt rund 14 Kilometer). Der Personenverkehr wurde 1957 eingestellt. Der letzte (Sonder-) Zug fuhr am 1. November 1998, da die Strecke wegen Oberbauschäden gesperrt werden musste.
GESCHÜTZTE MARKE
- Marken sind geistiges Eigentum. Der Markenschutz entsteht durch Eintrag ins Register des Deutschen Patent- und Markenamtes.
- Das Markenrecht ist in erster Linie ein Fall für Firmen, die sich Produktbezeichnungen schützen lassen; es ist aber auch ein Tummelplatz für Leute, die mit wenig Aufwand möglichst viel Geld verdienen wollen.
- Schlagzeilen machten zum Beispiel der Streit um das ostdeutsche Ampelmännchen, die Gruppe Karat, die sich nicht mehr Karat nennen darf und 1998 der Versuch eines Münchners, sich die Marke "Frauenkirche Dresden" schützen zu lassen.
- Der Markeninhaber kann bei widerrechtlicher Verwendung Unterlassung und Schadenersatz verlangen oder Strafanzeige stellen.
- Der Markenschutz ist grundsätzlich nicht begrenzt, man kann ihn allerdings mit einer Löschungsklage angreifen.
Der Wiederaufbau einer Eisenbahnverbindung zwischen Sebnitz und seinem böhmischen Nachbarort Dolni Poustevna (Nieder Einsiedel) ist/ein kleines Stück näher gerückt.
Der Präsident des Bezirks Usti (Aussig), Jiri Sulc, und der Vorsitzende des Zweckverbands Verkehrsverbund Oberelbe (WO), der Meißner Landrat Arndt Steinbach, unterzeichneten gestern einen Kooperationsvertrag zur Wiederaufnahme des grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehrs.
Der Austausch von Unterschriften bedeutet noch lange keinen Baustart, zumindest aber signalisieren der VVO und der Bezirk Usti, dass ihnen das Projekt nach wie vor wichtig ist. 600 Meter Gleis müssen neu gebaut werden.
Das kostet auf deutscher Seite nach VVO-Schätzungen rund eine Million Euro, auf tschechischer leicht das Doppelte, da dort weitere Streckenabschnitte saniert werden müssen.
Der VVO verspricht sich vom Grenzübergang mehr Reisende auf der Sächsischen Semmeringbahn (Sebnitz-Bad Schandau).
Der erste Zug soll Ende 2007 über die Grenze rollen. Frühestens.
Usti nad Labem. Die Bezirksversammlung in Usti (Aussig) hat der Erneuerung der Bahnstrecke zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna (Nieder Einsiedel) zugestimmt. Damit gaben die Abgeordneten grünes Licht für ein Vorhaben, über das seit 2003 zwischen Dresden und Prag verhandelt wurde.
Seit Kriegsende war die Strecke zwischen den beiden Grenzorten stillgelegt. Bis Ende 2007 sollen nun die beiden Bahnhöfe, über 500 Meter Gleise und drei Brücken für insgesamt etwa 5,7 Millionen Euro wieder für den grenzüberschreitenden Zugverkehr flottgemacht werden. Ein Teil der Kosten soll nach Angaben vom Prager Verkehrsministerium aus EU-Mitteln bestritten werden. Den Rest muss jede Seite für sich aufbringen.
Für Eisenbahn-Enthusiasten ist die Bahnlinie zwischen Bad Schandau und Sebnitz das pure Glück: Schroffe Felsen, enge Kurven, immer wieder überraschende Einblicke in die einzigartige Natur der Sächsischen Schweiz.
Auf nur 15,5 Kilometern Streckenlänge überquert die 1877 fertig gestellte Strecke nicht weniger als 28 Mal das Flüsschen Sebnitz, dessen Lauf sie folgt. Sieben Tunnel und zwei Viadukte vervollkommnen das romantische Eisenbahn-Erlebnis.
Doch ihre Schönheit hat der Strecke in punkto Wirtschaftlichkeit bisher wenig geholfen. Weil nur rund 500 Fahrgäste pro Tag die Züge nutzen, sollte die "Sächsische Semmeringbahn", es ist noch keine zwei Jahre her, stillgelegt werden.
Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) fasste sich letztlich aber doch noch ein Herz und handelte mit dem Landratsamt einen Plan zum Erhalt der Verbindung aus.
In diesem Jahr möchte der VVO noch einen Schritt weiter gehen. Ziel ist nicht mehr nur, den Status quo einzufrieren, sondern die Semmeringbahn als Teil des sanften Tourismus in der Sächsischen Schweiz zu vermarkten und somit mehr Fahrgäste in die Züge zu locken.
Gemeinsam mit dem Tourismusverband Sächsische Schweiz hat sich der WO um eine Leader-Plus-Förderung bemüht und diese auch bekommen, wie Axel Bergmann, Pressesprecher des Verkehrsverbundes mitteilt. Und so soll für insgesamt 100.000 Euro ab dem Frühjahr ein touristisches Konzept für die Semmeringbahn verwirklicht werden, Arbeitstitel: "Semmering mobil". Dazu gehören Hinweisschilder an Straßen und Wanderwegen, Informationstafeln nebst Wanderkarten an den Stationen und Haltepunkten sowie ein Heftchen, in dem die schönsten Wanderungen mit Bahnanschluss beschrieben sind. Bis zum Herbst soll alles fertig sein.
"Wir haben hier eine Bahnstrecke, mit der wir mehr werben sollten", sagt Gabriele Clauss, Leiterin von Oberelbe Tours, dem Tourismusbüro des VVO. Die Besonderheit des Projekts: Alle Tafeln und die Wander-Broschüre möchte man zweisprachig, deutsch und tschechisch, gestalten. Dazu werde es im Frühjahr einen grenzüberschreitenden Workshop geben.
Tourismusverbands-Geschäftsführer Tino Richter erhofft sich einen Impuls für den sanften Tourismus sowie einen Anreiz auch für tschechische Ausflügler, die die Bahn zu nutzen. Auf eine direkte Verbindung ins Nachbarland müssen die Semmeringbahn-Reisenden aber noch eine Weile verzichten.
Das Projekt des Lückenschlusses im Bahnnetz zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna (Nieder Einsiedel) ist über die Phase der Willensbekundungen bisher nicht hinaus gekommen. Der WQ, sagt Axel Bergmann, will sich weiter dafür stark machen: "Wir müssen es schaffen, über 1000 Fahrgäste täglich auf die Semmeringbahn zu bekommen, und das ist mit dem Lückenschluss möglich."
SZ/aw
Sebnitz. Im Oktober soll sich eine Arbeitsgruppe gründen, die sich mit dem Erhalt der Semmeringbahn beschäftigen wird. Darüber informiert der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU). Ziel der Arbeitsgruppe ist es, die Entwicklung der Bahn zu begleiten und zu fördern. Initiator ist das Landratsamt. Mitglieder werden die an der Semmeringstrecke anliegenden Städte und Gemeinden sein.
VerkehrSZ/aw
Sebnitz. Auf dem Sebnitzer Bahnhof wird so bald nicht weiter gebaut. Die moderne Bus-/Bahnübergangsstelle liegt vorerst auf Eis. Streitpunkt ist eine Weiche. Die will die Deutsche Bahn erst abbauen, wenn der Funkverkehr zwischen Bad Schandau und Sebnitz eingerichtet ist. Das soll aber nicht vor 2007 erfolgen. Die Sebnitzer bleiben auf dem halbfertigen Bahnhof sitzen. Damit kann auch das Gebäude nicht umgestaltet werden.
Das hat zur Folge, dass außer einem Fahrkartenautomat kein weiterer Service angeboten wird. Fahrgäste sind verunsichert und klingeln bei den Bahnhofsbewohnern, um zu erfahren, wie sie zum Busbahnhof kommen. Auf Anregung der Anwohner wird geprüft, ob ein Stadtplan sowie Busfahrpläne im Bahnhof angebracht werden. Zuständig dafür ist die Deutsche Bahn.
Verkehr
Zu den ausgehandelten Grundsätzen gehört die Berücksichtigung der Anfangs- und Endzeiten des Unterrichts.
Die Deutsch Bahn hat die Streckengeschwindigkeit auf mindestens 60 km/h ab Fahrplanwechsel Dezember 2004 zu erhöhen, damit 14 Minuten Fahrzeit zwischen Neustadt und Sebnitz und 22 Minuten zwischen Sebnitz und Bad Schandau erreicht werden.
Kundenfreundliche Übergangszeiten in Bad Schandau zur S-Bahn, diese sollen nur zwischen fünf und zehn Minuten betragen
Zwischen Neustadt und Bad Schandau soll die Bahn weiter rollen
Von Anja Weber
Auf Initiative von Landratsamt, Stadtverwaltung Sebnitz und Verkehrsverbund Oberelbe fand dieser Tage eine Beratung zur Zukunft der Sächsischen Semmeringstrecke statt.
Nachdem die Signale wegen Geldmangels beinahe schon auf Rot gestellt wurden, wollen die Verhandlungspartner nun erreichen, dass die Züge weiter verkehren können. Allerdings nicht mehr so umfangreich wie bisher mit neun Zugpaaren täglich. Deshalb gab der Verkehrsverbund Oberelbe als Betreiber der Strecke drei Varianten vor.
Eine davon hätte mit nur drei Zügen hin und zurück das schleichende Aus bedeutet. Die beiden anderen beinhalten reduzierte Zugverbindungen. Landrat Michael Geisler (CDU), Mike Ruckh, CDU - Oberbürgermeister von Sebnitz, und Knut Ringat, Chef des Verkehrsverbundes Oberelbe, einigten sich auf eine Variante, bei der zwischen Montag und Freitag je sieben Züge hin und zurück zwischen Neustadt und Bad Schandau verkehren. "Am Wochenende sollen künftig sechs Zugpaare auf dieser Strecke im Zwei-Stunden-Takt verkehren", informiert Landratsamtssprecherin Astrid Linke.
Außerdem wolle der Landrat einen von Fachleuten ausgearbeiteten Fahrplan vorschlagen, der auf den Schüler- und Berufsverkehr abgestimmt ist.
In den Ohren der Sebnitzer klingen die jetzigen Töne und Pläne ziemlich positiv. "Die Vorschläge, die wir als Stadt vorgestellt haben, sind auf fruchtbaren Boden gefallen", sagt OB Mike Ruckh. Die Region sei sich in Sachen Semmeringbahn einig. Er geht davon aus, dass
der Verkehrsverbund Oberelbe die Pläne jetzt auch so umsetze. Dazu gehört aber auch, dass sich alle Beteiligten noch mehr mit der touristischen Vermarktung der Strecke beschäftigen wollen und auch müssen.
Bei der Diskussionsrunde forderten die Vertreter außerdem eine bessere Vermarktung der Strecke durch Oberelbe Tours. "Auch die beliebten Dampfzugfahrten sollen nicht nur auf die Sebnitzer Blumentage reduziert bleiben, sondern ständiger touristischer Bestandteil im Angebot sein", so die Pressesprecherin.
Für eine gute Ersatzverbindung in Richtung Ostsachsen müssen die Anschlüsse zum Bus in Bischofswerda verbessert werden, lautete eine weitere Forderung. Die Arbeitsgruppe schlug außerdem vor, die Linie über Hohwald bis Neukirch/Ost zu verlängern, um dort Anschluss zu den Zügen nach Zittau zu gewährleisten.
In dieser Woche will eine Arbeitsgruppe über die drei Varianten zu den künftigen Fahrzeiten der Semmeringbahn diskutieren und entscheiden. Experten setzen große Hoffnungen in die Gesprächsrunde.
Von Anja Weber
Günter Weßner ist Feuer und Flamme. Die Sächsische Semmeringstrecke von Sebnitz nach Bad Schandau könnte nun doch überleben.In Bautzen wird heute entschieden, ob die Strecke nach Bad Schandau abbestellt wird
Von Carla Mattern
Sächsische Semmeringbahn nennen Liebhaber die Bahnstrecke von Bautzen über Wilthen, Neukirch und Neustadt/Sa, nach Bad Schandau. So wie der Namensgeber in Österreich bietet sie ein reizvolles Profil, führt durch Schluchten, Tunnel und Brücken und bietet reizvolle Blicke in die Berg- und Tal-Landschaft.
Heute entscheiden in Bautzen die Verbandsräte des Zweckverbandes Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (ZVON), ob künftig auf dem Streckenabschnitt zwischen Bautzen und Neukirch-West keine Züge mehr fahren. Zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember soll die Strecke abbestellt werden. Weniger als 500 Fahrgäste seien täglich in diesem Bereich in den Zügen unterwegs, sagt ZVON-Geschäftsführer Georg Janetzki.
Künftig werde es aber nur noch so genannte Regionalisierungsmittel des Freistaates für Bahnstrecken geben, auf denen täglich mindestens 1000 Reisende unterwegs sind. "Wir haben uns immer langfristig um den Erhalt der Strecke als Verbindung zwischen Bautzen und Bad Schandau bemüht", sagt er.
Das ist passe. Gründe gibt es viele:
Weniger Zuschüsse - allein die zweiprozentige Kürzung des Bundes für das Jahr 2004 verursacht im ZVON - Haushalt ein Loch von 800 000 Euro, ein Sanierungsbedarf von etwa acht Millionen Euro auf der Strecke und nicht zuletzt ein prognostizierter Einwohner-Schwund bis zum Jahr 2020 um etwa 20 Prozent und damit noch weniger Ticketkäufer. Zum Jahresende war noch überlegt worden, durch eine neue Streckenführung der Regionalbahn Zittau-Dresden mehr Leute auf die Semmeringbahn-Strecke zu bringen.
Doch die Idee, die Züge zwischen Wilthen und Bischofswerda über Bautzen statt Neukirch fahren zu lassen, kam nie zum Tragen.
Auch der Streckenabschnitt der Semmeringbahn in der Sächsischen Schweiz ist gefährdet. Der zuständige Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) plant, künftig zwischen Bad Schandau, Sebnitz und Neustadt/ Sa. nur noch drei statt acht Zugpaare einzusetzen. Darüber werde der Verband im Juni entscheiden, sagt VVO-Sprecher Axel Bergmann. Um Sebnitz nicht ganz abzuhängen, werde aber darüber nachgedacht, die im Stundentaktverkehrende Regionalbahn Pirna - Dürrröhrsdorf - Neustadt/Sa. weiter bis nach Sebnitz fahren zu lassen.
Aus Bautzen könnte künftig ein Bus bis Bad Schandau rollen.
SEBNITZ / SCHANDAU.
von Carmen Wolodtschenko
Und dann kommt jetzt diese Hiobsbotschaft:
Die Strecke Bad Schandau Sebnitz ist zu wenig ausgelastet und soll künftig nur noch mit einem stark verminderten Zugbetrieb betrieben werden. Wer geglaubt hatte, das Dilemma um die schöne Zugstrecke hätte sich mit der aufwändigen Sanierung erledigt, sieht sich enttäuscht.
Erst wurde 1994 der Güterverkehr eingestellt. Ab 1998 gab es nur noch Schienenersatzverkehr, weil Gleise und Brücken marode waren. Dann machte Sebnitz Druck, nicht zuletzt durch die angekündigte Unterstützung des Freistaates nach dem Fall Joseph.
So wurden über acht Millionen Euro für die Sanierung der Strecke aufgewendet. Und immer wieder handelte man die "Semmering-Bahn" auch unter touristischen Aspekten, der Gäste anlocken soll. So viele Fahrgäste wie zum Tag der Sachsen im September 2003 wird die Bahn wohl nie mehr sehen. Seit sie wieder fährt, nutzen sie nach Angaben des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) rund 500 Reisende täglich.
"Das ist zu wenig. Strecken des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) die weniger als 1.000 Fahrgäste pro Tag aufweisen, werden bei der sachseninternen Verteilung der Regionalisierungsmittel nicht mehr berücksichtigt", erklärt Axel Bergmann vom Verkehrsverbund.
Die Revision des Regionalisierungsgesetzes und die von der Deutschen Bahn eingeführten Regionalfaktoren, was immer das auch ist, sowie die von der Bundesregierung beabsichtigte Gegenfinanzierung der Vorziehung der Steuerreform führen zur Kürzung der Regionalisierungsmittel.
Der Verkehrsverbund hat kein Geld das auszugleichen und so wird nun versucht zwischen Landkreis und WO ein Kompromisspaket zu zimmern. In dem von dem WO erarbeiteten Konzept wird vorgeschlagen, Angebote zwischen Sebnitz und Schandau so zu reduzieren, dass eine Finanzierung und damit der Erhalt der Strecke gesichert ist.
Danach sollen zwischen Sebnitz und Bad Schandau künftig nur drei Zugpaare verkehren. "Die Strecke soll jedoch durch zusätzliche touristische Angebote attraktiver werden. Entsprechende Projektanträge durch den Tourismusverband und Oberelbe Tours sind gestellt", so formulierten die Teilnehmer des Krisengespräches mit Bürgermeistern, WO, Tourismusverband, Oberelbe Tours bei Landrat Michael Geisler.
Hoffentlich wird es kein langsames Sterben!
Landkreis Sächsische Schweiz
Der Abschnitt Sebnitz - Bad Schandau der Sächsischen Semmeringbahn wird künftig auf drei Zugpaare reduziert.
Grund dafür ist die weitere Kürzung der Regionalisierungsmittel. Strecken, auf denen weniger als 1.000 Fahrgäste pro Tag fahren, erhalten bei der sachsen-internen Verteilung keine Zuschüsse mehr.
Deshalb soll die Strecke durch zusätzliche touristische Angebote attraktiver werden.
Zum Beitrag „Stets mit der Fraktion gestimmt “ des PDS-Politikers André Hahn (4. März) äußert sich Mike Ruckh, Vorsitzender der CDU -Fraktion im Kreistag:
Die Diskussion um den Schienenpersonennahverkehr (SPNV), speziell die Fahrleistungen auf der Semmeringbahn, zeigen wieder einmal deutlich, in welchem Dilemma wir eigentlich stecken, und dass man viel zu schnell ohne gründlich darüber nachzudenken, sich einen Schuldigen, in diesem Fall den Verkehrsverbund Oberelbe (VVO), sucht, um dann zu lamentieren.
Die Grundursache, dass Fahrleistungen im SPNV gekürzt worden sind, ist die zunehmend schlechter werdende Finanzausstattung der Verkehrsverbünde bei gleichzeitiger horrender Erhöhung der Trassenpreise durch die Bahn.
Zwangsläufig musste dies zu einer Reduzierung der Fahrleistungen führen.
Es ist deshalb schlicht und einfach falsch, jetzt den Verkehrsverbund dafür anzuzählen und so zu tun, als ob, wäre der Landkreis dem VVO nicht beigetreten, die Züge häufiger auf unserem Streckennetz verkehren würden.
Ohne das Zutun des VVO wäre der Sächsische-Schweiz-Ring längst tot und wäre überhaupt nicht saniert worden. Trotzdem ist jetzt Wachsamkeit, vor allem aber ein gutes Konzept für die Zukunft des SPNV und ÖPNV notwendig. Die Kommunen müssen dazu ins Boot und den Verkehrsverbund aktiver unterstützen.
Nicht zuletzt müssen aber auch Land und vor allem der Bund wieder mehr Geld an Regionalisierungsmittteln für die Verkehrsleistungen bereitstellen. Deshalb tut allen, die am Erhalt oder auch der Verbesserung des SPNV/ÖPNV-Angebotes wirkliches Interesse haben, etwas mehr Unaufgeregtheit, logisches Denken und Ehrlichkeit sicher ganz gut, auch Dr. Hahn.
Sebnitzer Abgeordnete wehren sich gegen Streichung
Sebnitz kommt mit dem Programm Stadtumbau Ost voran. Nach und nach werden jetzt die Förderanträge für den Abriss oder die Sanierung von den Abgeordneten bestätigt. In der jüngsten Ratssitzung ging es außerdem um die Einschränkungen von Fahrzeiten der Deutschen Bahn.
Die Sebnitzer Stadträte wehren sich gegen die schon vor einiger Zeit gestrichenen Zugverbindungen auf der Strecke Bad Schandau-Sebnitz-Neustadt (die SZ berichtete). In ihrer jüngsten Sitzung beschlossen die Abgeordneten einstimmig, sich gegen weitere Streichungen zu stellen. Sie folgten damit einem entsprechenden Antrag der CDU-Fraktion. "Wir fordern den Erhalt der Strecke Bad Schandau-Sebnitz-Neustadt. Dazu muss den Fahrgästen ein Mindestangebot von Zugverbindungen gemacht werden", formuliert Fraktionschef Ekkehard Schneider das Hauptziel. Weiterhin forderte der Stadtrat die Verantwortlichen auf, die Strecke attraktiver zu gestalten, um mehr Fahrgäste zu gewinnen. Das war ein Diskussionspunkt für Stadtrat Dietmar König (Mitsprache Sebnitz). Er forderte, alle Tourismus anbieter und -verbände mit ins Boot zu holen, ebenso die Wirtschaftsinitiative Sächsische Schweiz. "Keine Strecke wird gestrichen, wenn man weiß, dass viele Menschen mitfahren", sagte er. Bei Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) stieß er damit nur auf halbe Zustimmung. Zum einen sei man mit allen möglichen Touristikern schon länger im Gespräch. Die Vermarktung der Strecke auf dieser Schiene laufe. Zum anderen gebe es in der Region etwa vier Monate lang keinen Tourismus. Die Strecke rechnet sich aber laut Verkehrsverbund Oberelbe nur mit etwa 1 000 Fahrgästen im Monat. Ausschließlich die Urlauber könnten die Strecke wohl nicht retten, denkt der Oberbürgermeister. "Es wird immer zu leicht der Tourismus hergenommen. Die Angebote müssen auch für die Einwohner attraktiv sein. Die Grundauslastung kommt aus der Bevölkerung", gab er zu bedenken. Doch die Einwohner selbst fahren nur sehr wenig mit dem Zug. Peter Hesse (DSU) weiß auch, warum. "Die Preise sind zu hoch", kritisierte er. Wären die Fahrpreise niedriger, würde auch Otto Normalverbraucher mehr auf die Bahn umsteigen. So einfach ist das nicht. Schließlich wirkt hier der ewige Finanzkreislauf, bei dem irgendwo immer wieder Erhöhungen stehen. "Die Frage ist letztlich, wie viel wird subventioniert", entgegnete Mike Ruckh. Die Sebnitzer Abgeordneten folgten jedenfalls dem Antrag der CDU mit Vehemenz. Wenn sich nichts ändert, wollen sie auch einen Schritt weiter gehen. "Gegebenenfalls soll dann die Privatisierung der Strecke geprüft werden."
Die legendäre Ferkeltaxe tourte gestern das letzte Mal durch die Sächsische Schweiz / SZ-Leser waren dabei und schwelgten in Erinnerungen
"Alle da? Es geht los!" Bahner Michael Bachmann hat's kaum gesagt, schon setzt sich der kleine rote Triebwagen rumpelnd, ratternd, schüttelnd und schwankend in Bewegung. Raus aus dem Bahnhof Pirna, hin in Richtung Dürrröhrsdorf. Das Gefährt macht einen Heidenlärm, so dass die gut gemeinten Informationen Bachmanns zur gestrigen letzten Fahrt der Ferkeltaxe trotz Mikrofonverstärkung nicht zu verstehen sind. Übertönt wird er allerdings nicht nur von Maschinengeräuschen. Auch im Zug selbst ist es recht laut. Dafür sorgen vor allem die Männer, fast ausnahmslos eingefleischte Bahner und mit Fotoapparaten bewaffnete Eisenbahnfans. Sieben Frauen sitzen auch mit im Zug, sie sind - den Gesprächen nach zu urteilen - jedoch eher mitreisende Ehefrauen. Eins haben aber alle gemeinsam: Sie freuen sich, dass sie dank der Einladung von Bahn und Sächsischer Zeitung bei der Abschiedstour des roten Schienenbusses dabei sein können. Der ist der letzte seiner Art, der noch in Bahndiensten steht. Aber das ist ab heute Vergangenheit: Seine Betriebsfrist ist abgelaufen, und die Bahn schickt den Zug in Rente. Besser gesagt aufs Museumsgleis 24 im Leipziger Hauptbahnhof. Doch daran denken die Fahrgäste jetzt noch nicht. Sie genießen vielmehr die im Sonnenschein funkelnde Schneelandschaft oder fachsimpeln angeregt. "Wissen Sie noch, wie es war, als hier Dampfloks fuhren?", fragt der frühere Ferkeltaxen-Stammgast Wolfgang Lewek seinen Nachbarn. Der greift wortlos in seine Jackentasche und holt einen grünen Ausweis heraus. Der bescheinigt: Der Pirnaer Erich Radzanowski darf Dampfloks aller möglichen Bauarten führen. "1948 hab ich bei der Bahn angefangen", erzählt er. 50 Jahre und einen Monat sei er bei dem Unternehmen gewesen, 40 Jahre lang als Lokführer. "Die Bahn - das ist mein Leben." Das SZ-Angebot, bei der letzten Fahrt der Ferkeltaxe dabei sein zu können, konnte er da einfach nicht ausschlagen. "Heute kommen viele Erinnerungen wieder hoch", sagt er mit glänzenden Augen und erzählt von den verrückten Wetterkapriolen. In Pirna sei die Ferkeltaxe oft bei schönstem Winterwetter losgefahren. Doch kaum sei sie in Helmsdorf um die Kurve gebogen, hätte schon der Schneesturm gewütet. "Die Eisenbahner in Pirna wollten uns gar nicht glauben, dass dort die gesamte Strecke zugeweht war", erzählt Radzanowski und erntet Kopfnicken. An diese Situationen können sich Wolfgang Lewek und seine Frau Ina erinnern. Die Beiden bezeichnen sich als "ewige Stammgäste". Schließlich fuhr der Porschendorfer Wolfgang Lewek jahrein, jahraus mit dem Zug von Dürrröhrsdorf über Pirna nach Heidenau in die Papierfabrik zur Arbeit. "Insofern habe ich einen Teil meiner Jugend hier auf der Strecke verbracht", blickt er zurück. Eisenbahnfan ist auch Eckhart Sandig aus Dohma. "Ich fahre vor allem gern mit meinen Enkeln Zug, vorzugsweise alte Dampfloks oder eben eine solche Rarität wie die Ferkeltaxe", erzählt er. In seiner Freizeit spielt außerdem die Modelleisenbahn eine wichtige Rolle. Das ist das Stichwort für Michael Albrecht aus Neustadt. "Auf meiner 3,30 mal 1,20 Meter großen Platte fährt sogar ein Modell der Ferkeltaxe", berichtet er. In dem Moment legt sich der Schienenbus rasant in die Kurve, Albrecht und alle anderen Fahrgäste werden ordentlich hin- und hergeworfen. "Das ist das Schönste an dieser Bahn, wir nennen sie deshalb auch Bandscheibenexpress", lacht der junge Mann. Das Temperament des Triebwagens gefällt auch dem Lokführer der Abschiedstour, Jens Schulze. 17 Jahre lang hat er die Ferkeltaxe gesteuert. "Doch für den bezahlten Nahverkehr war der Triebwagen eben doch nicht mehr zeitgemäß", gesteht er ein. Die neuen Regiosprinter, die den Schienenbus abgelöst haben, sind nicht nur komfor tabler, sondern auch um einiges leistungsfähiger. "Das scheinen auch die Leute so zu sehen, wir haben bis heute sehr viele Stammgäste, die Strecke Pirna-Neustadt wird gut angenommen", sagt Schuster, dreht am Hebel, der im Zug die Rolle des Gaspedals übernimmt, tritt auf die Hupe. So geht die letzte Fahrt zu Ende. Während der Abschiedstour der Ferkeltaxe drehte ein Kamerateam. Der Beitrag wird am 20. März, 15.30 Uhr, im MDR in der Reihe "Bahnzeit" ausgestrahlt. Erich Radzanowski zeigt stolz sein "Lokführer-Diplom". Über 50 Jahre war er bei der Bahn beschäftigt.Jens Schulze, der 17 Jahre als Lokführer auf der Ferkeltaxe arbeitete, drehte auch zur Abschiedsfahrt an den Hebeln.Offiziell sollen 54 Leute in die Ferkeltaxe passen. Dann wäre es aber sehr eng geworden. Deshalb luden Bahn und SZ 30 Leser zur Abschiedstour ein.40 Jahre hat die Ferkeltaxe auf dem Buckel, allerdings war sie 1996 komplett rekonstruiert worden.Zur letzten Fahrt war vieles lockerer als früher. So konnte die Mütze auch mal runter vom Kopf.Fotografen standen an fast jeder Ecke, um von der Ferkeltaxe noch ein letztes Bild schießen zu können.Gestern begegneten sich Alt und Neu: Während die Ferkeltaxe (re.) auf ihrer letzten Fahrt war, rollt der moderne Regiosprinter regelmäßig auf der Strecke Pirna - Neustadt.
Sebnitz träumt von Zuglinie nach Tschechien / Bessere Chancen nach EU-Beitritt
Mit dem Beitritt Tschechiens zur Europäischen Union stehen die Chancen für die Eröffnung des Eisenbahngrenzüberganges Sebnitz - Dolni Poustevna nicht schlecht. Die Eröffnung des Eisenbahngrenzüberganges in Sebnitz gehört zu den Zielen des Sebnitzer Oberbürgermeisters für dieses Jahr. Mit dieser Aussage überraschte Mike Ruckh (CDU) seine Gäste beim Neujahrsempfang.
Doch in den zuständigen Stellen, wie dem Wirtschaftsministerium und dem Verkehrsverbund Oberelbe, gibt man sich erstaunt über das Sebnitzer Vorpreschen. Sicher ist nur, die Bahnstrecke Sebnitz - Dolni Poustevna (Nieder Einsiedel) zählt für das Wirtschaftsministerium zu einem wichtigen Verkehrsweg mit Blick auf die EU-Osterweiterung. Einer der langjährigen Verfechter des Überganges ist der Sebnitzer CDU-Kreisrat und CDU-Ortsgruppenvorsitzende Günther Gebauer. Er hat die Ruckhsche Aussage wohlwollend vernommen, ist aber nur verhalten euphorisch. Dass der Übergang schon in diesem Jahr kommt, hält er für wenig wahrscheinlich. "Ich glaube, das Ziel der Verwaltung ist mehr, in diesem Jahr weiter an dem Vorhaben zu arbeiten. Wenn der Eisenbahnübergang 2005 steht, sind wir gut", sagt Bahnexperte Gebauer. Schon mit der Wende stellte er sich beim Runden Tisch an die Spitze der Truppe, die die Eröffnung des Eisenbahnüberganges befürwortet hat und auch vorantreiben wollte. So richtig kam sie aber nicht vom Fleck, stieß an unüberwindbare Hürden. Nicht nur einzelne Bürger befürworteten den Grenzübergang. Auch der ehemalige Nachbarschaftshilfeverein Sebnitz setzte sich für den Übergang ein. Mit diesem sollte der so genannte Sächsische-Schweiz-Ring von Pirna über Neustadt, Sebnitz und Bad Schandau mit einem Sächsisch-Böhmischen Ring erweitert werden. Ein Konzept jagte das andere. Noch immer ist Vieles ungeklärt. Im zuständigen Fachreferat will man überhaupt nichts davon wissen, dass der Übergang schon in diesem Jahr genutzt werden kann. "Es ist noch alles in der Prüfung. Ein Termin für eine Eröffnung steht nicht fest", sagt Martina Pirk, Pressesprecherin im dafür zuständigen Wirtschaftsministerium. Vor allem werde untersucht, ob sich ein grenzüberschreitender Verkehr überhaupt rechne. Etwa 1 000 Fahrgäste pro Tag müssten die Verbindung nutzen. Außerdem, so weiß Günther Gebauer, müsse die Strecke überhaupt erst einmal definiert werden. "Wenn die Region Varnsdorf mit einbezogen wird, könnte ich mir die 1 000 Fahrgäste durchaus vorstellen, sollte es aber nur die Ecke Rumburg-Decin sein, wird es schwer." In einer Studie des Wirtschaftsministeriums vom Sommer werden die Ausbaukosten allein des Teilstückes auf deutscher Seite auf über eine Million Euro geschätzt. Mit im Boot bei den Vorbereitungen sitzt der Verkehrsverbund Oberelbe. Auch dort ist von einer Eröffnung 2004 noch keine Rede. Zuerst müssten juristische Rahmenbedingungen geschaffen werden, die unabhängig vom EU-Beitritt Tschechiens wirken. Verhandlungen zwischen beiden Ländern auf Regierungsebene laufen noch, ebenso die Planungen für die mögliche Erweiterung der Bahnstrecke. Klarheit über die weitere Verfahrensweise soll eine Beratung im Ministerium Ende des Monats bringen, bei der der Eisenbahnübergang auf der Tagesordnung steht. Am Kilometer 48, kurz hinter dem Sebnitzer Bahnhof, biegt ein verrostetes Gleis von der Hauptstrecke nach rechts ab und verliert sich im Nichts. Aber die Schienen sollen wieder aufgebaut werden.
In diesem Jahr soll noch die Fassade des Bahnhofes rekonstruiert werden. Unter dem Thema Fahrziel Natur soll der Bahnhof Sebnitz in den nächsten Jahren umgebaut werden. Die Rekonstruktion des Gebäudes ist ebenso vorgesehen, wie die Umgestaltung zu einer modernen Übergangsstelle durch den Verkehrsverbund Oberelbe.
Schon seit längerem trägt sich Sebnitz mit dem Gedanken, das Bahnhofsareal umzugestalten. Aus diesem Grund wurde im Sommer ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt der Sebnitzer Ullrich Pfütze, der vor allem auf überraschende Effekte im Innenraum setzt. Mit dem Umbau konnte es da aber noch nicht los gehen. Erst im November letzten Jahres konnte Sebnitz das Bahnhofsgebäude kaufen. Damit stehen die Weichen beim Fahrziel Natur auf Grün. Am Mittwoch gaben auch die Stadträte ihren Segen dazu. Das Konzept, welches Bauamtsleiter Christian Goldbach kürzlich vorstellte, hört sich vielversprechend an. Etwa 1,2 Millionen Euro wird die Rekonstruktion kosten. Zumindest bis zum Tag der Sachsen soll das äußere Bild keinen schlechten Eindruck bei den Festbesuchern hinterlassen. So steht in diesem Jahr die Sanierung der Außenhülle und ein Teilabbruch der Schalterhalle an. Insgesamt 519 000 Euro soll das kosten. Entsprechend dem Thema der Umgestaltung soll die Eingangshalle aufgepeppt werden.
"Auf der linken Seite des Untergeschosses wird eine Modelleisenbahn aufgebaut, die in einem Sichtkanal zu sehen sein soll. Außerdem wird ein Waggon nachgestaltet", erläutert der Bauamtsleiter. Ursprünglich sollte ein Originalwaggon aufgestellt werden, aber das sei bautechnisch nicht machbar. Ein Informations- und ein Imbiss-Stand werden ebenfalls integriert. Im mittleren Teil soll die Nationalpark- und Forstverwaltung ihren Platz erhalten. Ein größerer Bereich im Untergeschoss ist den Stolpener Oldtimerfreunden vorbehalten. Sie wollen hier einige ihrer Oldtimer ausstellen und eine Werkstatt zum Aufbau ihrer Fahrzeuge errichten, in der ihnen von den Besuchern über die Schulter geschaut werden kann. So sehen es zumindest die ersten Planungen vor. Das Endkonzept ist noch nicht fertig. Der Gesamtaufbau des Gebäudes erstreckt sich über mehrere Jahre und soll 2005 abgeschlossen sein. Gleichzeitig mit dem Haus wird auch die Übergangsstelle errichtet. "Ziel ist es , im Jahr 2003 noch den Güterboden abzureißen und Rangiergleise herauszunehmen", so Christian Goldbach. Das Areal kann dann mit als Festgelände für den Tag der Sachsen genutzt werden.
Am Grobkonzept haben auch die Stadträte nichts zu mäkeln. Vielmehr gibt es noch einige Anregungen, wie die von Stadtrat Ekkehard Schneider (CDU). "Könnte man nicht im Freigelände auch Oldtimerlokomotiven ausstellen? Wenn es möglich wäre, müsste man das im Auge behalten, bevor die Gleise abgebaut werden", regt er an. Von der Freifläche bliebe nicht viel übrig, da sie zum größten Teil für die Übergangsstelle benötigt werden, sagt Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU). SPD-Stadtrat Stefan Müller hat noch so seine Bedenken bei der Innengestaltung. Die sei noch nicht perfekt. Außerdem benötige die Verwaltung auch noch die konkreten Standpunkte der Anbieter im neuen Bahnhofsgebäude, entgegnet der Stadtchef. Und auch auf die Frage von CDU-Stadträtin Christa Schuster hat er eine Antwort. Sie will wissen, was mit dem Schrottplatz auf dem Bahnhof wird. "Der sieht nicht gerade gut aus", stellt sie fest. Die Stadt habe das Gelände mit gekauft. Der Schrottplatz würde mit verschwinden. Noch keine Lösung gibt es für das Gelände der ehemaligen Firma Dress. Die Verwaltung ist mit dem Insolvenzverwalter und der Gläubigerbank in Verhandlungen. Doch die Preisvorstellungen klaffen aus Sicht des Rathauses noch weit auseinander.
Dampfloks sollten während der Sebnitzer Blumentage am 13. und 14. April durch das Sebnitztal
schnaufen und tausende Gäste mit in die Stadt bringen. Daraus wird nichts.
Der Organisator dieser mittlerweile schon traditionellen Sonderfahrten, der Verein Ostsächsische
Eisenbahnfreunde, darf mit seinen Zügen nicht von Dresden aus über den Sächsischen Semmering
nach Sebnitz rollen.
Die Absage kam vor wenigen Tagen durch die Deutsche Bahn AG, Abteilung DB Netz. "Uns hat es
eiskalt erwischt. In der zehnjährigen Vereinsgeschichte hat es so etwas noch nicht geben."
Ralf Gruner von den Ostsächsischen Eisenbahnfreunden ist völlig von den Socken. Seit Jahren ist
der Verein mit seinen "Dampfrössern" hier unterwegs und jedesmal auch eine Attraktion.
"Das erste Mal haben wir uns 1990 hier vorgestellt. Das war bei der Eröffnung der Elbebrücke in Bad
Schandau", sagt Alfred Simm. Der Löbauer ist der Chef der Eisenbahnfreunde. Erzählt er von
dem Verein, sprüht er vor Freude und Begeisterung. Aus Liebe zur Tradition und nicht zuletzt auch das
Wissen, für Einheimische und für Touristen eine Menge zu leisten, hat sich der Verein viel
einfallen lassen. Die Sonderzüge sind bewirtschaftet. Für den Fahrgast könnte das also doppelten
Genuss bedeuten. Die Ostsachsen kommen mit ihren Ideen an. Inzwischen sind sie mit ihren Zügen
von den Gleisen nicht mehr wegzudenken.
Und der Verein lebt zu einem kleinen Teil auch davon. Erhoffte Einnahmen von der Fahrt Dresden -
Sebnitz kann er jetzt streichen. Die Ausgaben blieben. Denn schon im letzten Jahr wurde für die
Sebnitzer Blumentage geworben. Unmengen von Broschüren gingen von Hand zu Hand. Die
Eisenbahnfreaks haben das Ereignis schon lange in ihrem Kalender vermerkt. Und nicht nur die.
Auch für Familien mit Kindern ist es immer eine Attraktion. Die wird bei den Blumentagen in
Sebnitz fehlen. "Für uns ist das bedauerlich und traurig. Schon im letzten Jahr haben wir
uns mit dem Verein verständigt, dass wir 2002 zu den Blumentagen wieder etwa gemeinsam machen.
Daraus wird jetzt leider nichts", sagt Erik Beckert, Chef der Fremdenverkehrsbetriebe
Sebnitz-Hinterhermsdorf.
Doch die Ostsächsischen Eisenbahnfreunde trauern nicht nur um die Fahrten an diesem
Wochenende. "Wir haben Bedenken für künftige Aktivitäten. Wird es überhaupt noch möglich
sein, Sonderzüge auf dem Sächsischen Semmering verkehren zu lassen", fragt Ralf Gruner. Er
denkt dabei an den Tag der Sachsen, der Sebnitz 2003 ins Haus steht. Tausende von Gästen werden
mit öffentlichen Verkehrsmitteln, davon wiederum ein Großteil mit der Bahn anreisen. Das
Fassungsvermögen des Regiosprinters ist begrenzt. "Ohne Sonderzüge wird es nicht gehen.
Hoffentlich war die einmalige Ablehnung nicht eine für immer", so Ralf Gruner.
Die Befürchtungen sind nicht aus der Luft gegriffen. Zwar hat die Deutsche Bahn mit der ersten
Ablehnung keine konkrete Begründung geliefert, doch den Vereinsmitgliedern schwante nichts Gutes.
"Wir haben angeboten, eine leichtere Lok einzusetzen, die auch langsamer fährt. Also hätten wir
notfalls auch auf bestimmte Anforderungen seitens der Streckensubstanz reagieren können",
sagt Alfred Simm. Das habe man auch in den Jahren davor schon getan. Doch das strikte Nein schockte
die Ostsächsischen Eisenbahnfreunde. Sie berufen sich auf Unterlagen, aus denen eindeutig
hervorgeht, dass sie mit ihren Zügen, die Strecke passieren können. Denn noch leichtere Loks
gibt es hier in der Region nicht. Ob die Ablehnung nun tatsächlich nur auf die Bauphase
beschränkt ist, war von der Deutschen Bahn gestern nicht mehr zu erfahren.
Sebnitz.
Erst ab August geht der Ausbau der Bahnstrecke Sebnitz-Bad Schandau weiter. Darüber verständigten sich alle am Ausbaukonzept Beteiligten.
Nach den ursprünglichen Plänen der Deutschen Bahn sollte die Sanierung schon 2002 im Wesentlichen abgeschlossen sein. Mit der Umsetzung der
zweiten Stufe des Ausbaukonzeptes macht sich von August bis November dieses Jahres und nochmals von April bis August nächsten Jahres eine
Vollsperrung der Strecke erforderlich. Darüber informiert das Landratsamt.
Zum Tag der Sachsen 2003 in Sebnitz soll die Strecke fertig sein, so die Behörde. Bereits 2002 sollen zwischen Sebnitz und Bad Schandau
Fahrzeiten von 28 Minuten erreicht werden, im Jahr 2003 sollen es dann nur noch 23 Minuten sein. Die Züge fahren dann im Zwei-Stunden-Takt.
Die Gesamtinvestition beläuft sich auf 4,75 Millionen Euro.
Bis 2002 soll die Sanierung der gesamten Strecke bis Bad Schandau im Wesentlichen abgeschlossen sein
Ab Mittwoch wird auf dem Sächsischen-Schweiz-Ring weiter gebaut. Auf der Strecke zwischen Neustadt
und Sebnitz beginnen die ersten Arbeiten zur geplanten Sanierung der gesamten Trasse zwischen Elbtal
und Lausitz. Darüber informiert Kerstin Eckstein, Pressesprecherin der Deutschen Bahn AG. Kunden und
Freunde der Bahn dürften aufatmen. Denn mit dem ersten Teilstück rückt auch der Ausbau des Sächsischen
Semmerings Richtung Bad Schandau nahe. Um den gab es immer wieder Diskussionen. Zuletzt vereinbarten
Wirtschaftsministerium, Deutsche Bahn und Verkehrsverbund Oberelbe die Strecke im Sebnitztal
langfristig zu erhalten und schrittweise für einen leistungsfähigen Nahverkehr auszubauen.
Offen war bis vor wenigen Tagen auch der zeitliche Ablauf der Arbeiten auf dem letzten Teil des
Sächsischen Schweiz Ringes. Zuerst ist der Abschnitt Neustadt - Krumhermsdorf dran. Hier werden die Gleise
erneuert und wo nötig, die Dämme gesichert. Die Baukosten belaufen sich auf über fünf Millionen
Mark (2 556 459,40 Euro).
Mit den Bauarbeiten wird sich auch für die Bahnfahrer einiges ändern. Bis
zum 15. Oktober ersetzen Busse zunächst die ausfallenden Regionalbahnen zwischen Neustadt und Sebnitz.
Die Abfahrtszeiten der Busse im Ersatzverkehr entsprechen dabei den im Fahrplan für die Regionalbahn
angegebenen Zeiten, teilt die Pressesprecherin mit. Die Züge zwischen Bad Schandau und Sebnitz sind
von diesen Bauvorhaben vorerst nicht betroffen. Sie fahren bis dahin weiter wie bisher. Ab dem 16.
Oktober werden die Arbeiten dann auch auf den weiteren Abschnitten in Richtung Bad Schandau
aufgenommen. Der Schienenersatzverkehr wird von diesem Tag an auf die gesamte Strecke ausgeweitet.
Bis einschließlich 30. November sollen laut Bahn AG die Bauarbeiten andauern. Dann ist voraussichtlich
erst ein Mal Winterpause. "Im Sommer 2002 zum 125 jährigen Jubiläum der Strecke soll die Sanierung
im Wesentlichen abgeschlossen sein", sagt Kerstin Eckstein. In die Finanzierung des gesamten
Vorhabens teilen sich Bund, Land und Deutsche Bahn. Die Kosten der Sanierung und Modernisierung der
zirka 28 Kilometer langen Strecke zwischen Neustadt und Bad Schandau werden auf etwa 30 Millionen
Mark (15 338 756 Euro) geschätzt. Besonders aufwändig dabei ist der Erhalt der zahlreichen Brücken
und Tunnel. Die Strecke soll nach Abschluss der Bauarbeiten Geschwindigkeiten von bis zu 80 Kilometern
pro Stunde zulassen.
Neustadt/Sa. Der Entwurf für die Umgestaltung des Bahnhofsgeländes liegt vor.
Darüber informiert Bürgermeister Dieter Grützner (CDU). Jetzt stehen die Verhandlungen mit der Bahn AG sowie die Abstimmungen mit dem Verkehrsverbund Oberelbe bevor. Ziel ist die Schaffung einer modernen Übergangsstelle. Dafür werden Parkplätze sowie Bushaltestellen gebaut. Der Umbau kostet insgesamt rund 3,6 Millionen Mark (1,84 Millionen Euro). Bis nächsten Frühjahr soll alles fertig sein. Das Bahnhofsgebäude jedoch wird noch länger warten müssen.
Bahn-Grenzübergang soll EU finanzieren
Sebnitz.
Der Verkehrsverbund Oberelbe wird zum Ausbau des geplanten Bahn-Grenzüberganges
Sebnitz - Dolni Poustevna EU-Fördermittel beantragen. Darüber informierte
VVO-Pressesprecher Axel Bergmann. Der Ausbau ist mittelfristig vorgesehen. Der Bahnbetrieb
soll dann über den Grenzübergang Dolni Poustevna nach Tschechien in Richtung
Rumburk und Ebersbach ausgeweitet werden. (SZ/aw)
Arbeitsgruppe im Landratsamt will nächste Woche beraten
...jüngst das Wirtschaftsministerium (SZ berichtete). Hinter den Kulissen allerdings brodelt es weiter ziemlich heftig. Die Arbeitsgruppe "Semmeringbahn" beim Landratsamt Sächsische Schweiz wurde in die Fahrplan-Verhandlungen nicht mit einbezogen.
Von Anja Weber
Zwischen 12 und 15 Millionen Mark könnte der Ausbau der Strecke Sebnitz - Bad Schandau
nach Schätzungen der Bahn kosten. Den will der Freistaat großzügig
unterstützen.
Wirtschaftsministerium, Verkehrsverbund Oberelbe und Deutsche Bahn
reagierten Mitte der Woche mit einem Stufenkonzept auf die massiven Proteste der
Öffentlichkeit in den letzten Tagen. Dass die Strecke im neuen Kursbuch gar nicht mehr
drin war und im zweiten Fahrplanentwurf nur "halbherzig" eingefügt wurde,
nehmen nicht nur Eisenbahner und Fahrgäste, sondern auch die Arbeitsgruppe
"Semmeringbahn" im Landratsamt übel. Die wurde offenbar, wie die SZ erfuhr,
gar nicht eingeweiht. Das bestätigt zumindest Günther Gebauer, der Mitglied der
Arbeitsgruppe ist. "Wir sind nicht gefragt worden. Und das ist nicht richtig",
kritisiert er. Und er hat auch mit dem ab nächsten Wochenende gültigen Fahrplan
so seine Probleme.
Verhindert wurde vorerst nämlich nur die schon fest gebongte Stilllegung der Strecke.
Und schon ist neuer Ärger ist vorprogrammiert. Denn mit den dann verkehrenden Zügen
und Schienersatzbussen wird es kaum möglich sein, alle Fahrgäste ordentlich zu
befördern. Einer der das am bestens weiß, ist Axel Förster. Er ist
Lokführer auf der Strecke. "Eine Menge Schülergruppen nutzen derzeit den Zug.
Viele kommen aus dem Kinder- und Erholungszentrum auf der Grenzbaude in Sebnitz. Die werden
wohl dann nicht mehr mit dem Zug fahren können, weil der Platz einfach nicht mehr
ausreicht", ist der Eisenbahner empört.
Verärgerung über den neuen Fahrplan herrscht auch im Sebnitzer Rathaus. Und zwar
darüber, dass die Strecke ab dem 10. Juni nicht mehr im Zwei-Stunden-Takt befahren wird.
"Mit dem derzeitigen Fahrplanentwurf wird den Erfordernissen, insbesondere aus Sicht der
Tourismussaison in keinster Weise Rechnung getragen", monierte Oberbürgermeister
Mike Ruckh (CDU) letzte Woche beim zuständigen Dezerneten Klaus Sprößig.
"Wir erwarten deshalb, dass in gemeinsamer Abstimmung innerhalb der Arbeitsgruppe mit
dem Verkehrsverbund Oberelbe und der Deutschen Bahn ein Einvernehmen erzielt werden kann,
dass täglich zwischen 7 und 20 Uhr der Zwei-Stunden-Takt gesichert wird",
heißt es in dem Schreiben.
Möglich sei dies durchaus, wird in der Sebnitzer Verwaltung vermutet und als Beispiel
die Streckensanierung Neustadt - Dürrröhrsdorf-Dittersbach angeführt. Dort
sei die Strecke während der zweimonatigen Sperrung auch im Zwei-Stunden-Takt im
Schienenersatzverkehr bedient worden. Sowohl Wirtschaftsministerium, Deutsche Bahn als auch
der Verkehrsverbund sehen derzeit keine Notwendigkeit darin.
Abgeschlossen ist das Thema unterdessen nicht. In der nächsten Woche, so kündigte
Dezernet Klaus Sprößig an, soll nochmals eine Beratung mit der Arbeitsgruppe zum
weiteren Vorgehen auf dem Streckenabschnitt Sebnitz - Bad Schandau erfolgen.
Sebnitz.
Die Bahnstrecke Sebnitz - Bad Schandau, bekannt auch als Sächsische Semmeringbahn, soll
bis 2002 grundlegend saniert und das Angebot verbessert werden. Darüber
verständigten sich jetzt Wirtschaftsministerium, Deutsche Bahn und Verkehrsverbund
Oberelbe.
Sie verabschiedeten dazu ein Stufenkonzept zum Erhalt der Strecke. Der Ausbau kostet nach
Schätzungen der Deutschen Bahn zwischen zwölf und 15 Millionen Mark. Sobald der
Fördermittelantrag genehmigt ist, soll mit den Bauarbeiten begonnen werden.
Ausbau ja, aber unklar ist wann / Bis dahin abgespeckter Verkehr zwischen Sebnitz und Schandau
In die Diskussionen um die Zukunft der Sächsischen Semmeringbahn ist wieder Bewegung
gekommen. Wirtschaftsministerium, Deutsche Bahn und Verkehrsverbund Oberelbe haben jetzt ein
Stufenkonzept vereinbart. Darüber informiert VVO-Sprecher Axel Bergmann.
Das soll den langfristigen Erhalt der Strecke zwischen Sebnitz und Bad Schandau sichern und
offenbar die Verbindung vom Abstellgleis holen. Ziel ist, die Strecke bis 2002 grundlegend zu
sanieren. Damit sollen das Angebot verbessert, die Reisezeiten verkürzt werden. Die
Züge sollen dann im Zwei-Stunden-Takt fahren. Darüber verständigten sich jetzt
die drei Behörden. Allerdings ist das noch Zukunftsmusik.
Erst ein Mal wechselt am 10. Juni der Fahrplan. Die dann gültigen Angebote ließen
bereits bei Eisenbahnern und Freunden der Strecke die Alarmglocken schrillen. Sie
argwöhnen, dass die Strecke absichtlich durch ein schlechteres Angebot tot gefahren
werden soll. Ihre Schlussfolgerung: Weniger Fahrgäste, der Zug lohnt nicht mehr, die
Strecke wird dicht gemacht. Das sie mit ihren Vermutungen gar nicht mal so verkehrt lagen,
zeigen der erste Entwurf des Fahrplanes und auch das Kursbuch. In letzterem ist die Strecke
gar nicht mehr drin, im Fahrplanentwurf nur als Schienenersatzstrecke. Das brachte Eisenbahner
auf die Palme und veranlasste beispielsweise auch den Lokführer Axel Förster aus
Krippen an die Öffentlichkeit zu gehen. Er sieht auch in dem neuen Fahrplan eine Gefahr
für die Strecke.
VVO-Sprecher Axel Bergmann schätzt aber ein, dass die drohende Einstellung abgewendet
werden konnte. "Bis zum Beginn der Sanierung bedingt der schlechte Bauzustand der Strecke zunächst Angebotseinschränkungen." Ab dem 10. Juni werden an den Wochenenden täglich noch vier Züge je Richtung zwischen Bad Schandau und Sebnitz pendeln. Montags bis freitags fahren täglich je Richtung zwei Zugpaare. Zusätzlich ist ein Schienenersatzverkehr mit Bussen mit vier Fahrten je Tag und Richtung vorgesehen.
Nach der Sanierung der Strecke werden auf Bestellung vom Verkehrsverbund Oberelbe die
Züge wieder mindestens im Zwei-Stunden-Takt fahren. Darüber hinaus sollen laut
Bergmann auch neue moderne Dieselleichtwagen auf der Strecke eingesetzt werden. Die Kosten
für die Streckensanierung hat die Bahn auf zwölf bis 15 Millionen Mark
geschätzt. Wenn der Fördermittelantrag genehmigt ist, soll mit dem Ausbau der
Strecke Sebnitz - Bad Schandau begonnen werden. Der Abschnitt Neustadt - Sebnitz ist bereits
im September dieses Jahres dran.
Eisenbahner schlagen Alarm / Verkehrsverbund ist unzufrieden
Am 10. Juni sind nicht nur Wahlen. An diesem Tag wechselt auch der Fahrplan.
Während in einigen Orten tatsächlich zwischen mehreren Bürgermeisterkandidaten
gewählt werden kann, dürfte den Fahrgästen der Sächsischen Semmeringbahn
die Wahl gar nicht schwer fallen. Sie haben nämlich fast keine mehr. Mit dem neuen
Fahrplan ist die Strecke zwar nicht tot - aber fast. Das steht zumindest für engagierte
Eisenbahner fest.
www.saechsische-semmeringbahn-online.de ist bei allen Eisenbahnern die wohl mit am meisten
besuchteste Internetseite. Der Krippener Axel Förster hat sie zusammengestellt. Er ist
Lokführer bei der Bahnbetriebsstelle Neustadt. Was den Surfer derzeit unter der
Internet-Adresse erwartet, lässt nicht nur Eisenbahnern, sondern auch Fahrgästen
die Haare zu Berge stehen - der neue Fahrplan.
Axel Förster macht seinem Herzen Luft. "Man sieht dem Plan an, dass die Bahn von
öffentlichen Protesten faktisch zum Weiterbetrieb gezwungen wurde", sagt der
engagierte Lokführer außer sich gegenüber der SZ. Die Bahn werde damit nur
eines erreichen, "dass nämlich noch weniger Reisende den Zug benutzen können -
um schließlich und endlich die Linie ganz einzustellen".
Ein Blick in den neuen Entwurf - im ersten war die Semmeringstrecke nur im
Schienenersatzverkehr geplant - zeigt offenbar die Halbherzigkeit. Die hat auch Experte
Dieter Hesse bemerkt. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. "Der neue Fahrplan ist die Rache
der Bahn AG, weil sie weiter fahren müssen ", steht für den ehemaligen
Neustädter Dienststellenleiter fest.
Axel Förster hat indessen alle Mängel zu Papier gebracht: Von Bad Schandau bis
Bautzen existieren keine durchgehenden Züge mehr.
Der erste Zug ab Neustadt in Richtung Sebnitz startet ab 6.02 Uhr, der letzte Zug ab Sebnitz
bis Bad Schandau geht um 16.46 Uhr. Besonders prekär wird es am Wochenende für die
Ausflüger. Da fährt der letzte ab Sebnitz 15.02 Uhr. Der letzte von Bad Schandau in
Richtung Sebnitz startet 14.05 Uhr. "Die Bahn schießt sich damit selbst ins Knie.
Der Ausflugsverkehr mit Radlern und Wandersleuten am Wochenende dauert jetzt noch bis etwa 20
Uhr. Die haben gar keine Chance mehr, den Zug zu nutzen", sagt Axel Förster.
Noch dazu kommt, im neuen Kursbuch ist die Strecke Sebnitz - Bad Schandau mit keiner Zeile
mehr erwähnt, haben Eisenbahner in Erfahrung gebracht. Das "Aus" für die
Semmeringstrecke ist - wie das Landratsamt im April verkündete - doch nicht abgewendet.
Die Situation ist ernst.
Der Verkehrsverbund Oberelbe will das offenbar auch gar nicht verschweigen. Pressesprecher
Axel Bergmann hält den Fahrplan auch nicht für der Weisheit letzten Schluss.
"Wir müssen an dem Fahrplan weiter arbeiten. Er ist tatsächlich noch nicht
so toll. Dazu gehört, dass ein touristisches Konzept erstellt wird", sagt er auf
Nachfrage der SZ. Also doch ein Fahrplan-Schnellschuss. Mehr sei aber gegenwärtig nicht
machbar. "Der Zustand der Strecke lässt das nicht zu", sagt Axel Bergmann.
Die Vorbereitung für die Sanierung des Abschnittes Sebnitz - Bad Schandau läuft,
aber ein Termin für den Baubeginn steht nicht fest. Die Kosten belaufen sich sich auf
zirka 12 Millionen Mark. Sie will der Freistaat auch zu großen Teilen locker machen.
Nur wann? Bis dahin sollen die Fahrgäste offensichtlich mit einer Notvariante gehalten
werden. quot;Oder sie springen endgültig ab", befürchtet der Neustädter
Dieter Hesse. Den Berufsverkehr sowie den Schülerverkehr habe man aufgrund der
Abfahrtszeiten schon totgemacht, "und jetzt nimmt man sich die Touristen vor."
LKSS, Der Weiterbetrieb der Semmeringbahn ist ab 10. Juni 2001 gesichert, verkündete kürzlich die Pressereferentin des Landratsamtes Landkreis Sächsische Schweiz. Die voraussichflichen Fahrzeiten zwischen Sebnitz und Bad Schandau sollen danach mindestens 48 Minuten betragen. Bis zum Ende des Ausbaus sei jedoch mit Einschränkungen zu rechnen. Im Juli 2002 besteht die Traditionsstecke 125 Jahre. Ende 2002 soll die, Strecke endgültig ein umfassendes Angebot für den Personennahverkehr bieten. Bereits Anfang April hatte sich eine Arbeitsgruppe aus Landratsamt, Kreisräten und Bürgermeistern, dem Verkehrsverbund Oberelbe und der Deutschen Bahn AG zum weiteren Erhalt der Semmeringbahn gegründet. Das bereits Ende 1998 in Erwägung gezogene "Aus" wurde damit erneut abgewendet. Die Arbeitsgruppe wird die anstehenden Baumaßnahmen begleiten, ebenso die Gestaltung der Fahrpläne und das Marketing.
Sebnitz.
Die FDP-Ortsgruppe Sebnitz verständigte sich kürzlich zum weiteren Vorgehen im
Engagement um den Erhalt der Sächsischen Semmeringstrecke. Diskutiert wurde auch die
Möglichkeit, eine Aktiengesellschaft zu gründen, welche die Strecke künftig
betreiben könnte. Allerdings, so waren sich die FDP-Mitglieder einig, müsse die
Deutsche Bahn das Schienennetz zur Verfügung stellen. FDP-Chef Josef Weber hält es
für wichtig, alle bereits aktiven Semmeringbahnkämpfer ins Boot zu holen. (SZ/aw)
Sebnitz.
Vor wenigen Tagen gründete sich eine Arbeitsgruppe zum Erhalt der Sächsischen
Semmeringbahn. Sie setzt sich aus Vertretern des Landratsamtes, des Verkehrsverbundes Oberelbe,
der Deutschen Bahn AG sowie Kreisräten und Bürgermeistern zusammen. Die
Arbeitsgruppe kümmert sich zudem um die Gestaltung der Fahrpläne und die Werbung.
Außerdem werden die Baumaßnahmen begleitet. Nach Aussagen des Landratsamtes ist
der Weiterbetrieb ab dem 10. Juni gesichert. Die voraussichtlichen Fahrzeiten zwischen Sebnitz
und Bad Schandau werden mindestens 48 Minuten betragen, so Behördensprecherin Astrid
Linke. Bis zum Ende des Ausbaus werden jedoch Einschränkungen im Zugverkehr
angekündigt. (SZ/aw)
Ideen für den Erhalt des Sächsischen Semmerings gibt es genügend und das schon
seit Jahren. Dazu gehören auch zwei Konzepte von Sebnitzern - zum einen das von
Günther Gebauer, dem CDU-Ortsgruppenvorsitzenden, und zum anderen das von Emil Renato
Rossetti von der FDP-Ortsgruppe.
All diejenigen, die sich für den Erhalt des Sächsischen Semmerings einsetzen,
könnten wieder etwas mehr Aufatmen. Dennoch bleiben viele Fragen offen. Günther
Gebauer und Emil Renato Rossetti sprachen während des Bürgerforums für die
Bahnstrecke. Rossetti übergab sein Konzept am Dienstagabend dem Ministerpräsidenten.
Gebauer tat dies bereits einige Tage früher.
Beide bauen auf Erfahrungen und Studien der letzten Jahre auf. Und beide kommen - wie
könnte es anders sein - zu dem Ergebnis: Ein Stilllegen der Bahnstrecke sei weder
touristisch noch wirtschaftlich vertretbar. Aber gerade am Faktor Wirtschaftlichkeit trennen
sich die Interessen. Das Bahnunternehmen schätzte den Sanierungsbedarf für den
Abschnitt Sebnitz - Bad Schandau im Dezember letzten Jahres auf 23 Millionen Mark. Die
Befürworter der Bahnstrecke sahen Rot. Inzwischen liegen neue Rechnungen vor. Die
resultierten aus einer kürzlichen Beratung zwischen dem Sebnitzer Rathaus, Deutscher
Bahn, Landratsamt und Verkehrsverbund Oberelbe. Das Treffen dürfte nicht zuletzt auch
Reaktion auf einen Brief von Günther Gebauer an Bahnchef Mehdorn sein (SZ berichtete).
Darin monierte er: Der Investitionsbedarf sei viel zu hoch angesetzt. Die Bahn wolle
die Strecke totrechnen.
Nach der neuerlichen Beratung liegt der Sanierungsbedarf wesentlich niedriger. Für den
Abschnitt Sebnitz - Bad Schandau wurden laut Gebauer 11,5 Millionen Mark veranschlagt.
Rossetti rechnet in seinem Konzept mit 16 Millionen Mark.
Um den Zugbetrieb erst ein Mal nach dem Fahrplanwechsel am 10. Juni 2001 aufrecht zu halten,
sei laut Günther Gebauer eine halbe Million Mark erforderlich. Das Geld müsste bis
Juni verbaut sein, wenn es denn da ist. So könnte der Regelzugbetrieb erst ein Mal weiter geführt werden. Ob dann allerdings auch die Fahrgäste sprunghaft mehr werden? Gebauer ist sich dessen sicher. Mit umfangreichen Berechnungen, die er in den letzten Wochen und Monaten anstellte, will er nachweisen, dass die Strecke nach voller Sanierung tatsächlich rentabel ist. Voraussetzung sind aus seiner Sicht nicht nur verdichtete Fahrttaktzeiten. "Es muss eine ordentliche Vermarktung erfolgen, und der Semmering dürfte nicht als Einzelstrecke sondern in Verbindung mit der Strecke von Neustadt nach Pirna betrachtet werden", sagt er.
So detailliert ist das Konzept von Rossetti nicht, aber an einer Stelle treffen sich beide
wieder: Die Eisenbahnstrecke darf sich nicht nur auf den sächsischen Teil stützten.
Der Schienenstrang im Böhmischen muss mit einbezogen werden. Die Fahrgastzahlen werden
mit gebraucht, um eine Rentabilität der Strecke nachzuweisen. Aber auch der
Eisenbahnübergang muss finanziert werden. Gebauer schätzt die Gesamtkosten auf 2,5
Millionen Mark, Rossetti auf drei Millionen Mark. Woher dieses Geld kommen soll, ist
ungeklärt, möglicherweise über Interreg III, einem deutsch-tschechischen
Förderprogramm. Will die Deutsche Bahn dennoch die Strecke abstoßen, und nur eine
Privatisierung den Semmering retten kann, favorisiert Günter Gebauer die Vogtlandbahn
oder auch die Usedomer Bäderbahn als Betreiber.
Geht das Konzept zum Erhalt de Bahntrasse so auf, dürfte wenigstens die Strecke ab dem
10. Juni gerettet sein. Erst ein Mal. Denn trotzdem der Freistaat die
Sanierung als eine vorrangige Aufgabe einordnen will, ist noch lange nicht gesagt, dass auch
das Geld kommt.
Auch elf Millionen sind noch eine ganz schöne Summe. Und wenn die Deutsche Bahn AG nicht
will, so nutzen alle Konzepte nichts. Die Semmering-Idealisten dürften in eine weitere
Runde steigen. Sie werden schon immer auf die Suche nach einem möglichen privaten
Betreiber gehen müssen. Dass da nur einer mit Erfahrung und eben dem nötigen Geld
in Frage kommt, dürfte klar sein. Weder Stadt noch Landkreis werden in der Lage sein,
eine Bahnstrecke zu betreiben. Günter Gebauer hat bereits Betreiber aus dem Vogtland und
der Ostsee im Blick. Deren Konzepte funktionieren und Gebauer sieht eine Chance, einen von
beiden für den Semmering zu gewinnen. Doch es bleiben Fragezeichen. Alles in allem: Mit
dem Sächsischen Semmering geht es wieder ein Stück weiter. Endgültig gerettet
ist er nicht.
Ab Juni sollen nur noch an den Wochenenden Züge zwischen Sebnitz und Bad Schandau
fahren / Fahrgastverband will gar von Streckenstilllegung wissen.
Die Zukunft der Sächsischen Semmeringstrecke wird am Freitag dieser Woche zum
wiederholten Male Gegenstand einer Beratung zwischen Verkehrsverbund Oberelbe und Deutscher
Bahn AG sein. Inzwischen wartet der Verband "ProBahn e.V." mit einer Liste auf,
wonach die Bahn AG offenbar ab Juni dieses Jahres mehrere Strecken in der Grenzregion
streichen will. Bad Schandau - Sebnitz ist darunter.
Noch ist die Zukunft der Strecke nicht geklärt
Mit seinen Ängsten hat er nicht so ganz Unrecht. Nicht nur, dass wie in der SZ bereits
informiert, im neuen Fahrplan die Strecke keine Rolle mehr spielt. Der Fahrgastverband habe
Informationen, dass die Bahnlinie gesperrt und abbestellt werden soll. Reinhold Böhm ist
empört. Axel Bergmann, Sprecher des Verkehrsverbundes Oberelbe, verweist beides in das
Reich der Gerüchte. Zu Inhalten der neuerlichen Gesprächsrunde am Freitag will er
sich nicht äußern. Auch ein Zeichen dafür, dass die Diskussionen um die
Semmeringbahn in eine heiße Phase gehen. Hoffentlich nicht mit dem Ergebnis wie vor zwei
Jahren. Denn auch im Herbst 1998 wurde soviel über die Strecke gesprochen wie nie zuvor.
Sie stand damals kurz vor dem endgültigen Aus. Die Bahnmitarbeiter der Region
ließen bereits Karten mit der Aufschrift "Zur letzten Fahrt" drucken. Der
Verkehrsverbund Oberelbe spricht sich weiter für den Erhalt aus, setzt auf kleine
Schritte. Die lauten u.a. Sicherung der Befahrbarkeit und Nutzung als touristisches
Verkehrsmittel.
Konkret: Geht es nach dem Verkehrsverbund, werden mit dem Fahrplanwechsel ab Juni nur an den
Wochenenden noch Züge fahren. Sebnitz wehrt sich dagegen. Oberbürgermeister Mike
Ruckh (CDU): "Wir sind mit dieser Lösung natürlich nicht einverstanden.
Es wird weitere Gespräche mit Bahn AG, Verkehrsverbund und Landratsamt geben
müssen." Mit der Hoffnung, endlich eine Lösung zu finden und sei es die
Übergabe der Strecke an einen privaten Betreiber. Im Sebnitzer Rathaus hat es dazu vor
wenigen Tagen bereits ein Informationsgespräch mit dem Betreiber der Böhmischen
Nordbahn gegeben. Er ist gleichzeitig auch Chef des tschechischen Vereins der Lokalbahnfreunde,
welcher sich den Erhalt der Museumseisenbahn von Ceska Kamenice nach Kamenicky Senov zum Ziel
gesetzt hat. Eine Entscheidung sei nicht gefallen, sagt Oberbürgermeister Mike Ruckh,
offenbar unzufrieden mit dem derzeitigen Stand:
"Was die Zukunft der Strecke angeht, gibt es generell noch enormen Klärungsbedarf.
" Derzeit ist also alles offen. Und das ärgert viele Eisenbahnfreunde. Dieter Hesse
aus Neustadt beispielsweise. Er bereitet das 125-jährige Jubiläum der Bahnstrecke
im Juli 2002 vor. "Hier müssen endlich klare Entscheidungen fallen. Zuviel
wurde schon diskutiert und zerredet", sagt er. Und Dieter Hesse macht sich so
seine eigenen Gedanken. Eine touristische Nutzung an den Wochenenden hält er für
Unsinn. "Darf hierfür das Gleis weniger sicher sein?", fragt der
Neustädter.
Auf der Suche nach neuen Wegen
Der Sebnitzer Günther Gebauer, CDU-Ortsgruppenvorsitzender und Kreisrat schrieb an
Bahnchef Mehdorn. Er will, dass die Bahn die von ihr veranschlagten enormen Kosten für
Sanierung und künftigen Betrieb reduziert. Mit einer Investitionssumme in Höhe von
23 Millionen Mark versuchte das Bahnunternehmen die Strecke offenbar totzurechnen.
Möglicherweise will das Bahnunternehmen jetzt doch die veranschlagten Kosten auf ein
erträgliches Maß reduzieren. Günther Gebauer will die Bürgerversammlung
am 20. Februar mit Ministerpräsident Biedenkopf nutzen, um über weitere Schritte zu
reden.
An diesem Abend werden vermutlich auch die Weichen für die Traditionsstrecke gestellt.
Da geht es um den von Sebnitz zusammengetragenen Hilfskatalog. Das Arbeitspapier u.a. mit
Vorhaben in Höhe von 34 Millionen Mark wurde gestern im sächsischen Kabinett
beschlossen. Ob die darin auch von Sebnitz geforderten 23 Millionen Mark für den Erhalt
der Semmeringstrecke in vollem Umfang vom Land fließen, wurde noch nicht bestätigt.
Die Sächsische Semmeringbahn fährt gegenwärtig nicht durch eine landschaftlich schöne Gegend, sondern eher einer Modellbahn gleich, immer im Kreis herum. Die Eisenbahnfreunde und alle, die sich für den Erhalt der Strecke einsetzen, sind genervt. Mit jeder neuen Information werden sie hellhörig, wehren sich. Doch bis jetzt kämpft offenbar jeder nur auf seine Art. Verschenkte Kräfte. Da fragt sich doch, warum schließen sie sich nicht alle zusammen, nehmen frühere Bahnmitarbeiter in ihre Mitte. Sie kennen nicht nur die Strecke, sondern auch die Fehler aus den letzten Jahren. Sie wissen, warum die Fahrgastzahlen weniger wurden oder auch "weniger werden mussten". Sie alle sollten gemeinsam ein schlüssiges Konzept entwickeln. Das könnte dann auch lauten: Übergabe an einen anderen Betreiber. Denn weder Deutsche Bahn noch Verkehrsverbund haben Interesse, die Strecke über viele Jahre hinweg am Leben zu erhalten. Zuvor sollten sie die Bahnanlagen in dem notwendigen Umfang sanieren - möglicherweise auch mit Geld aus dem Hilfskatalog. Auch da müssen sie nicht von vorn anfangen. Es gibt genügend brauchbare Vorschläge. Ebenso für den weiteren Betrieb. Aber die Ideen der Eisenbahnfreunde müssten auf einen Tisch gepackt und gebündelt werden. Ein Kampf an vielen Fronten nutzt dem Erhalt der Strecke auf Dauer kaum etwas. Er führt nicht aus dem gegenwärtigen "Kreisverkehr" heraus.
Der Sächsische-Schweiz-Ring soll komplett erhalten bleiben. Dazu bekannte sich die
Verbandsversammlung des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) am Dienstag auf ihrer Sitzung in
Neustadt. VVO-Sprecher Axel Bergmann informierte gestern über Einzelheiten. Nachdem das
Teilstück von Pirna nach Neustadt saniert ist, soll nächstes Jahr der Abschnitt
Neustadt-Sebnitz in Schuss gebracht werden. Der Baukosten-Zuschuss von 2,8 Millionen Mark sei
zugesagt. Künftig sollen dann die Züge statt in 32 Minuten wie bisher in 15 Minuten
diese Strecke bewältigen. Der VVO erwartet dadurch eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen.
Auf der Verbindung von Pirna nach Neustadt haben sie sich nach der Sanierung und
Einführung des Stundentaktes in diesem Jahr bereits deutlich erhöht.
Ab Mai 2002 soll das Angebot noch attraktiver werden. Bergmann zufolge hat die Bahn jetzt die
feste Zusage gegeben, dass dann die modernen Leichttriebwagen Regiosprinter 2 (VT 642)
eingesetzt werden. Diese verkehren seit diesem Jahr auf der Müglitztalbahn zwischen
Heidenau und Altenberg.
Die härteste Nuss ist allerdings die Strecke Sebnitz-Bad Schandau. Dort gibt es erhebliche
Mängel am Gleiszustand. Unter anderem sind nicht nur die Sanierung des Unterbaus und der
Gleise, sondern auch von Tunneln, Brücken und anderen Bauwerken nötig. Dafür
wären satte 23 Millionen Mark erforderlich. Allerdings nutzen Bergmann zufolge
gegenwärtig zu wenige Fahrgäste die Züge auf dieser Strecke. Das stelle den
Sinn derart hoher Investitionen in Frage.
Doch der VVO will diesen Teil des Sächsische-Schweiz-Ringes nicht aufgeben. Gedacht wird
an eine Strategie der kleinen Schritte. Genutzt werden sollte der außerordentlich hohe
touristische Wert der als sächsische Semmeringbahn bekannten Linie. Gedacht wird an eine
Sicherung der Befahrbarkeit mit einem finanziellen Aufwand von 3,5 Millionen Mark. Damit
könnte die Verbindung beispielsweise als touristisches Sonder-Verkehrsmittel vorrangig
an Wochenenden genutzt werden. Eine grundhafte Sanierung könnte später erfolgen.
Der VVO hält es auch für möglich, einen anderen Betreiber den Auftrag für
diesen Abschnitt zu erteilen.